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Adieu MACup

20. Mai 2011
Diskussion mit jungem Leser im Jahr 2006.

Diskussion mit jungem Leser im Jahr 2006.

Irgendwie habe ich es geahnt, aber jetzt ist es Wirklichkeit geworden. Die MACup wird eingestellt. Im Juni erscheint das letzte Heft des traditionsreichen Magazins, das über 30 Jahre die Mac-Szene begleitet hat. Die MACup war meine zweite Chefredaktion und die alte Tante MACup war eine gute Zeitschrift. Aber jetzt ist es vorbei. Die Neue Mediengesellschaft Ulm (NMG) hat das Aus verkündet, da es für ein Pro-Magazin im Apple-Umfeld keinen Platz mehr gebe. Egal, der Markt hat entschieden.

Ich erinnere mich gut, als wir uns redaktionsintern den neuen Anforderungen des Marktes gestellt haben und ich bin überzeugt, damals die richtigen Weichen gestellt zu haben. Jedes Jahr bin ich nach San Francisco gepilgert und habe mir Steve Jobs Keynote reingezogen. Und ich war jedes Mal begeistert. Nur einmal traf mich eine Ankündigung von Jobs ins Mark. Als er seine Firma Apple Computer Inc. in Apple Inc. umwandelte. Der Weg zu einer Consumer Eletronic-Company nach dem Vorbild von Sony war vorgezeichnet. Meine Bedenken wurden damals von der Geschäftsführung des Verlages nicht geteilt. Für mich war es aber konsequent, nach neuen Ufern Ausschau zu halten. Ich bin zwar ein Apple Fan, aber es ist für mich deutlich wichtiger über einen XServe zu schreiben als über einen iPod. Egal, der Markt hat entschieden.

Als Konsequenz dieser Entwicklung, mehr und mehr Consumergeräte von Apple in einer Pro-Zeitung zu veröffentlichen, schufen wir ein neues Ressort, quasi ein Heft im Heft: Die iMACup. Innerhalb der MACup sollte es ein cooles Magazin geben, dass sich um Consumerprodukte der Firma Apple kümmert. Dieser Teil sollte wachsen und wachsen und schließlich irgendwann als eigenständiges Magazin ausgegliedert werden. Ich beauftragte meinen Redakteurskollegen Michael Krimmer dafür, weil er sich in der Welt der iGeräte wohlfühlt. Das war die richtige Entscheidung, schließlich ist Michael Krimmer heute der erfolgreichste Autor von iPhone- und iPad-Büchern. Wir haben sogar mal zusammen ein Buch veröffentlicht zum Thema Nike+ iPod, von dem ich noch ein paar Exemplare im Keller hab. Das Konzept ging auf. Aus der iMACup wurden später die beiden Zeitschriften „iPhone & Co“ und „iPad & Co“, die beide von der NMG jetzt weitergeführt wurden. Egal, der Markt hat entschieden.

Zudem versuchte ich, der konservativen Leserschaft der MACup neuen Lesestoff anzubieten. Das traditionell im Print-Publishing beheimate Klientel wollte ich mit Bewegtbild und 3D vertraut machen. Aber es ist schwer, ein kreatives Papierpublikum für neue Medien zu begeistern. Ähnlich geht es Firmen wie Adobe, die eine Konvergenz der Produkte anstreben, aber die Kundschaft folgt nur störrisch den Weg. Ich erinnere mich gut an Gesprächen mit Lesern auf einer Convention: Sie waren sauer, dass in Photoshop es jetzt einfacher war, Sachen freizustellen und dies per Knopfdruck. Wie solle man den Kunden dann die hohen Stundensätze der Druckvorstufe erklären? Der Leser war stinkig, dass wir die neuen Features abdrucken. Egal, der Markt hat entschieden.

Der konsequente Aufbau und Ausbau von Online wurde nicht begangen. Man wollte lieber analoge Dollars statt digitalen Pennys, wie es so schön heißt. Die Mannschaft wollte damals Richtung online, um zu überleben. Egal, der Verlag hat entschieden.