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Hinter diesen Mauern in Lübeck: Stille Zeugen von Leid, Unrecht und Erinnerung

20. September 2025

Die Klosterburg in Lübeck, auch als Burgkloster bekannt, zählt zu den bedeutendsten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen Norddeutschlands und steht auf dem historischen Burgberg unweit des Burgtors. Das Kloster ist über dem Europäischen Hansemuseum.

Ursprünglich 1229 auf den Resten der ehemaligen Lübecker Burg als Dominikanerkloster gegründet, spielte sie eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Hansestadt. Die Anlage beeindruckt durch ihren vierflügeligen gotischen Backsteinbau mit Kreuzgang, Kapitelsaal, Refektorien und zahlreichen Wandmalereien, Kapitellen und Schlusssteinen. Ich habe es genossen, durch den Kreuzgang zu gehen.

Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das Kloster aufgelöst und in ein Armen- und Krankenhaus umgewandelt. Ihre Funktion wandelte sich erneut Ende des 19. Jahrhunderts, als die Klosterburg zum Gerichts- und Gefängniskomplex umgebaut wurde. Dabei entstanden die historischen Gefängniszellen, von denen heute noch zwei erhalten sind. Der Eindruck ist deprimierend. Wie müssen die Insassen, gerade zur Zeit des Nationalsozialismus gelitten haben. Hier eine 360 Grad Video der Zelle.

Die Gefängniszellen
Die Gefängniszellen im Burgkloster Lübeck waren äußerst schlicht und zweckmäßig eingerichtet, ganz im Sinne des damaligen Strafvollzugs. Sie bestanden in der Regel aus kleinen, kargen Räumen mit robusten Betten, einem einfachen Tisch und Stuhl sowie einer Waschgelegenheit. Die Wände waren unverziert und die Fenster vergittert, um maximale Sicherheit und Isolation zu gewährleisten.

Diese Zellen wurden von der Stadt Lübeck ab dem späten 19. Jahrhundert als Untersuchungs- und Strafhaft genutzt, nachdem das Kloster zum Gerichts- und Gefängniskomplex umgewandelt worden war. Sie dienten nicht nur der Inhaftierung gewöhnlicher Straftäter, sondern in Zeiten politischer Unruhen auch als Haftorte für politisch Verfolgte – besonders während des Nationalsozialismus wurde ihre Funktion für politische Haft prägend.

Zur Nutzung gehörten daher neben der bloßen Verwahrung auch regelmäßige Kontrollen sowie strenge Reglementierungen hinsichtlich Bewegung, Besuch und Versorgung der Insassen. Die sparsamen, beinahe asketischen Bedingungen in den Zellen spiegelten das Prinzip des Freiheitsentzugs wider und verdeutlichten die abschreckende wie disziplinierende Funktion solcher Haftanstalten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Während der NS-Zeit wurde das Burgkloster in Lübeck als Untersuchungsgefängnis und Gerichtsgebäude genutzt und erhielt dadurch eine düstere und belastete Bedeutung. Nach 1933 wurden politische Gegner, Juden, Widerstandskämpfer und andere Verfolgte des NS-Regimes an diesem Ort inhaftiert und oftmals verurteilt. Die Gefängniszellen im Kloster sind heute stille Zeugnisse jener Zeit; sie veranschaulichen eindrucksvoll die Bedingungen, unter denen die Häftlinge – oft unter menschenunwürdigen Umständen – festgehalten wurden.

Der Gerichtssaal
Ein weiteres bedeutendes Relikt dieser Zeit ist der erhaltene Gerichtssaal im Obergeschoss. Der Schöffengerichtssaal wurde ebenfalls im Zuge der Umnutzung im 19. Jahrhundert eingerichtet und veranschaulicht bis heute die Justizgeschichte Lübecks: Hier fanden Verhandlungen und Urteilsverkündungen statt, was dem Raum eine besondere historische Atmosphäre verleiht. Im Rahmen moderner Museumsführungen dient der Gerichtssaal heute als Ort des Innehaltens und Erinnerns an die Opfer des Unrechts, das im 20. Jahrhundert an diesem historischen Ort geschehen ist. Persönlich finde ich Gerichte immer als unangenehm. Dieser Raum ist schön, hat aber auch eine schlimme Geschichte während des Dritten Reiches. Hier ein 360 Grad Video des Gerichtssaals.

Besonders während der NS-Herrschaft diente das Burgkloster der Durchsetzung und Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Justiz. Prozesse gegen politische und religiöse Gegner, oder solche, die nach den rassistischen Gesetzen als „unerwünscht“ galten, fanden im Gerichtssaal statt.

Die Klosterburg versteht sich somit als architektonisches und kulturhistorisches Denkmal, dessen Mauern die vielen Schichten Lübecker Geschichte lebendig machen – vom mittelalterlichen Kloster über karitative Einrichtungen bis hin zur Justiz im 19. und 20. Jahrhundert. Heute ist das Burgkloster Teil des Europäischen Hansemuseums und lädt als authentischer Ort dazu ein, sich mit den Höhen und Tiefen der Stadtgeschichte auseinanderzusetzen.