Posts Tagged ‘Folkmusik’

Wenn die Highlands singen: Die ungebrochene Kraft der schottischen Musik

29. Juni 2025

Die Musik Schottlands ist eng mit der Geschichte und Kultur des Landes verbunden und zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt aus. Neben traditionellen Volksliedern und Tanzmusik haben vor allem die Dudelsäcke, auch Pipes genannt, eine herausragende Bedeutung erlangt. Sie gelten weltweit als musikalisches Symbol Schottlands und sind untrennbar mit dem Bild der Highlands und der schottischen Identität verbunden.

Natürlich sind viele Pipes-Spieler für die zahlreichen Touristen da. Vor allem rund um das Edinburgh Castle. Auf dem Weg zum Schloss wird man immer wieder unterhalten. Trotz Touri-Attraktion, mir hat es gefallen, ich bin ja schließlich ein Tourist.

Die Faszination der Pipes liegt in ihrem einzigartigen Klang, der gleichzeitig kraftvoll, klagend und feierlich wirkt. Dieser Klang entsteht durch das Zusammenspiel mehrerer Pfeifen: einer Melodiepfeife (Chanter) und in der Regel drei Bordunpfeifen, die kontinuierlich einen tiefen, gleichbleibenden Ton erzeugen. Der konstante Klangteppich der Bordune bildet den charakteristischen Hintergrund, über den sich die Melodie mit rhythmischer Präzision und ornamentreicher Verzierung legt.

Besonders in der traditionellen Militär- und Zeremonienmusik spielen die Great Highland Bagpipes eine zentrale Rolle. Sie werden bei Paraden, Staatsakten, Begräbnissen und kulturellen Festen eingesetzt und erzeugen dabei eine eindrucksvolle emotionale Wirkung. Auch im zivilen Bereich, etwa bei den Highland Games oder regionalen Festivals, tragen Pipe Bands maßgeblich zur Atmosphäre bei und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Am bekanntesten ist sicherlich das Royal Edinburgh Military Tattoo, vor dem Castle. Ich war gerade da als die Tribünen aufgebaut wurden.

Neben der traditionellen Verwendung finden Pipes zunehmend Eingang in moderne Musikgenres. Künstler integrieren den Dudelsack in Rock-, Pop- oder Folk-Produktionen und schlagen so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Diese Vielseitigkeit sowie der unverwechselbare Klang machen die Pipes zu einem musikalischen Element, das weit über Schottlands Grenzen hinaus fasziniert. Es gab in verschiedenen Pubs so genannte Open Mics Veranstaltungen. Dort kommen Musiker mit ihrem Instrument und spielen zur Unterhaltung auf. Oft lassen sich dort wahre Perlen genießen.

Die traditionelle schottische Folkmusik bildet das musikalische Herz der schottischen Kultur und ist eng mit dem Alltagsleben, den Landschaften und der Geschichte des Landes verbunden. Sie umfasst ein breites Repertoire an Liedern und Instrumentalstücken, die oft mündlich überliefert wurden und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Oft begegnete ich verschiedenen Straßenmusikanten. Interessant ist, dass man einen Obolus per eCash entrichten konnte. In die Gitarrenkästen wurden weiterhin Münzen geworfen, aber in einem digitalisierten Schottland konnte man überall elektronisch spenden, was auch gemacht wurde.

Ein zentraler Bestandteil der schottischen Folkmusik sind die Balladen – erzählende Lieder, die von historischen Ereignissen, tragischen Liebesgeschichten oder dem Leben der einfachen Leute berichten. Diese Lieder zeichnen sich durch ihre melodische Schlichtheit, eindringliche Texte und eine große emotionale Tiefe aus. Viele der Balladen stammen aus dem späten Mittelalter und spiegeln die mündliche Erzähltradition der Clans wider.

Instrumental spielt neben den Pipes besonders die Fiddle, eine dem klassischen Geigenbau ähnliche Violine, eine bedeutende Rolle. Sie wird oft virtuos gespielt und ist ein zentrales Instrument bei traditionellen Tänzen wie dem Reel, dem Jig oder dem Strathspey. Auch andere Instrumente wie die Tin Whistle, das Akkordeon, die Bodhrán (eine Rahmentrommel) oder die Harfe – insbesondere die keltische Clàrsach – tragen zum typischen Klangbild der schottischen Folkmusik bei.

Charakteristisch ist zudem das Zusammenspiel von Musik und Tanz: Die Musik dient nicht nur dem Zuhören, sondern ist eng mit geselligen Zusammenkünften, sogenannten Ceilidhs, verbunden, bei denen getanzt, gesungen und musiziert wird. Diese Abende sind ein lebendiger Ausdruck kultureller Identität und sozialer Verbundenheit.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die schottische Folkmusik eine Renaissance erlebt. Junge Musiker greifen traditionelle Stücke auf, interpretieren sie neu und verbinden sie mit zeitgenössischen Einflüssen. So bleibt die Folkmusik in Schottland nicht nur ein Zeugnis vergangener Zeiten, sondern auch ein lebendiger, sich stetig weiterentwickelnder Teil des kulturellen Lebens. Hier mal etwas aus meiner Jugend. An einem Abend im Juni trat der schottische Liedermacher Jim Murray in Glasgow in der Bar The Piper Bar auf und sang den Police Song Roxanne.

We Mavericks – wunderbares australisch-neuseeländisches Duo

20. Februar 2025

Irgendwie habe ich ein Fable für Folkmusik aus aller Herren Länder. Und ich freue mich, wenn ich Musikanten live genießen kann. Und diesen Genuss hatte ich bei einem Münchner Privatkonzert bei dem Folk-Duo We Mavericks.

We Mavericks sind ein zeitgenössisches Folk-Duo, bestehend aus der Neuseeländerin Victoria Vigenser und dem Australier Lindsay Martin. Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 haben sie sich durch ihre musikalische Verbindung einen Namen gemacht. Jetzt waren sie in Europa und zum ersten Mal in Deutschland. Das Konzert war in drei Teilen gegliedert und in den Pausen konnte ich mit dem sympathischen Musikern quatschen.

Victoria Vigenser
Victoria Vigenser, geboren in Auckland, Neuseeland, fand schon früh ihre Leidenschaft für die Musik. Obwohl sie ursprünglich eine Affinität zur Oper hatte, entdeckte sie in ihren Teenagerjahren die Welt der Folk-Festivals und ließ sich von der traditionellen Musik verschiedener Kulturen inspirieren. Ihre kraftvolle Stimme und ihr lyrisches Geschick zeichnen sie aus. Sie sagte die meisten Lieder an und erzählte persönlichen Geschichten dazu.

Lindsay Martin
Lindsay Martin stammt aus der Riverina-Region in New South Wales, Australien. Seit seiner Kindheit spielt er Violine und hat sich zu einem vielseitigen Musiker entwickelt, der mühelos zwischen verschiedenen Genres wechselt. Neben seiner Tätigkeit als Multiinstrumentalist ist er auch als Produzent und Toningenieur tätig. Leider hatten die beiden nur noch fünf CDs dabei – und ich kam zu spät. Über Apple Musik konnte ich zumindest das Album Grief’s a Gardener genießen.

Zusammenarbeit
Die beiden Musiker trafen erstmals 2018 aufeinander, als Martin an der Produktion von Vigensers Album “The Gap” beteiligt war. Aus dieser Zusammenarbeit entstand eine musikalische Partnerschaft, die zur Gründung von We Mavericks führte. Ihr Debütalbum “Grief’s a Gardener” veröffentlichten sie 2022, gefolgt von ihrem zweiten Album “Heart of Silver” im Jahr 2024.

Was ich nicht wusste: We Mavericks wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter Nominierungen als “Best Folk Artist” bei den neuseeländischen Musikpreisen und als “Best Contemporary Duo/Group/Ensemble” bei den Australian Folk Music Awards. Ihre Musik, die Elemente von Folk, Alt-Country und Akustik-Pop vereint, zeichnet sich durch harmonische Gesänge, einfühlsame Streicherarrangements und treibende Rhythmen aus. Sie sind bekannt für ihre Fähigkeit, emotionale Geschichten zu erzählen und eine tiefe Verbindung zu ihrem Publikum herzustellen.

Mit ihrer authentischen Art und ihrem musikalischen Können haben We Mavericks in München eine Fangemeinde gewonnen. Für mich ist klar: Die beiden elten als aufstrebende Größe in der internationalen Folk-Szene.