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Buch- und Kochtipp: Gemüse haltbar machen durch Fermentieren von Dietmar Fiebrandt

6. August 2021

Fermentation ist ein Langzeitprojekt meiner Gattin, angeregt durch den Kochblog von Thomas Gerlach. An kühlen, dunklen Orten im Haus lagern zahlreiche Gläser mit eingelegten Radieschen, Kraut, Kimchi und mehr.

Soeben haben wir ein Glas Radieschen geöffnet, die zehn Tage in der Ecke vor sich hin geblubbert haben – die Fermentation der geschnittenen Kameraden war abgeschlossen. Wir hatten etliche Bund Radieschen auf einmal bekommen und konnten sie nicht alle zeitnah verzehren. Daher wurden die rotweißen Kollegen geputzt und fermentiert, um sie haltbar zu machen.

Nasentest bei den fermentierten Radieschen.

Jetzt kommt der Test, ob es gelungen ist. Behutsam werden Portionen aus dem Glas geholt und wir können uns vom umami-Geschmack überzeugen. Die heftige Schärfe der Radieschen ist verschwunden. Sie schmecken irgendwie nach Sauerkraut, haben einen interessanten Geschmack, eben umami.

umami wird als eine fünfte Dimension des Geschmacks bezeichnet. Klingt cool – es handelt sich um die für viele asiatische Gerichte typische Geschmacksrichtung. Unsere bayerische Küche kennet vier bekannten Geschmacksrichtungen süß, salzig, sauer und bitter. Die findigen Asiaten haben mit umami eine weitere Geschmacksrichtung für unseren Gaumen und das Zeug macht süchtig.

Klarer Buchtipp zum Fermentieren.

Fermentieren ist absolut sinnvoll. Als literarische Handreichung dient uns das Buch Gemüse haltbar machen durch Fermentieren:, das mir der Battenberg gietl Verlag dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat. Das Buch führte uns in diese interessante Welt des Fermentierens ein. Dass dabei das Immunsystem durch gesunde Ernährung gestärkt wird, freut uns zudem. Autor Dietmar Fiebrandt ist Spezialist für Fermentieren und gibt mit diesem Buch sinnvolle Tipps und Tricks für Einsteiger. Anhand von zahlreichen beschreibenden Fotos und erläuternden Texte führt er den Leser in die Welt ein. Bei der Lektüre des Buches riefen wir immer wieder überrascht: „Das kann man auch fermentieren, das ist ja wunderbar.“ Das Wichtigste aber: Das Buch Gemüse haltbar machen durch Fermentieren erklärt nicht nur, es motiviert vor allem. Mit einigen eher ungewöhnlichen Fermentier-Rezepten reizt es zum Experimentieren, zum Ausprobieren, zum Selbermachen.

Es werden nicht nur die Grundlagen erklärt, sondern auch die verschiedenen Anwendungsgebiete der Fermentation bei Sauerteig oder bei Kefir. Rundum: Mir das Buch wirklich etwas gebracht und vor allem, die ganze Familie hat Lust auf Fermentieren.

Buchtipp: Corona ante portas von Isolde Stöcker-Gietl

15. Juli 2021

Als langjähriger Tageszeitungsjournalist weiß ich, wie schwer es ist, eine Glosse zu schreiben. Ich konnte meinen Volontären alle journalistischen Darstellungsformen beibringen, doch für die Glosse muss der Verfasser Talent haben. Die einen haben es, die anderen – und das sind die meisten, – haben es eben nicht. Mit dieser Tatsache müssen sich der Journalist und der Leser abfinden.

Daher war ich entsprechend nervös und neugierig zugleich, als mir der battenberg gietl Verlag mir das Buch Corona ante portas – eine Redaktion lüftet durch zur Verfügung stellte. Das Buch Corona ante portas: Eine Redaktion lüftet durch, herausgegeben von Isolde Stöcker-Gietl, umfasst Glossen aus der Mittelbayerischen Zeitung zum Thema Corona. Also nicht berichtende Artikel über Infektionszahlen und Intensivbetten, sondern meinungsbildende Geschichten aus dem Alltag im HomeOffice mit Familie, Arbeit und Alltag.

Von den schreibenden Kollegen kenne ich leider keinen persönlich. Aber durch ihre kurzen Geschichten bin ich ein Stück näher an ihren Alltag und ihr Leben herangerückt. Bei einigen der Geschichten musste ich schmunzeln, bei anderen lachte ich sogar laut auf. Aber bei wiederum anderen verstand ich die Glosse und das dahinterstehende Weltbild nicht. Es kann eben nicht jeder ein begnadeter Glossist und Edelfeder sein.
Ich stelle mir bei der Lektüre die Frage: Darf man sich über Corona lustig machen? Darf man über die Pandemie lachen? Ja, ein klares Ja, denn diese Glossen nehmen Corona ernst, halten uns aber einen Spiegel vor unser Leben. Wir glauben und auch die Autoren des Buches glauben, dass wir einfach so weitermachen können, trotz dieser Einschnitte. Das alte Leben muss auch unter neuen Voraussetzungen weiterlaufen und dies muss zwangsläufig scheitern. Diese Einstellung vermitteln diese Geschichten und daraus kommt der Wortwitz: Weitermachen, aber unter anderen Umständen. Jeder kommt mit Corona anders zurecht.
Jetzt ist eine Glosse nicht das Medium für nachdenkliche Zeilen wie Ausführungen in einem Kommentar oder einem Essay. Vielmehr überzeichnet die Glosse den Alltag des Einzelnen mit der Jagd nach Toilettenpapier oder Hefe.

Ich habe mich bei vielen Geschichten dieses Büchleins Corona ante portas: Eine Redaktion lüftet durch amüsiert, aber auch Systemkritik gefunden: Digitalisierung ist bei vielen noch ein Fremdwort, HomeOffice am Küchentisch funktioniert nur bedingt. HomeSchooling zeigt die brutalen Lücken in unserem Bildungssystem. Die familiären Situationen, die zwar hier humorvoll beschrieben sind, zeigen aber auch die angespannte soziale Situation der Familien. Und auch das Thema Tod wird nicht ausgespart.
In dem Moment, wenn ich diese Zeilen schreibe, gehen die Infektionen wieder hoch. Wenn wir nicht aufpassen, dann droht uns die vierte Welle. Sind wir denn dafür gerüstet?