Jeder möchte für seine Leistungen richtig bezahlt werden. Ich denke, darauf können wir uns einigen. Der Markt bestimmt Angebot und Nachfrage. Soweit so gut. Als ich neulich auf einem Seminar war, fragte mich ein Unternehmer, was denn Pressetexte und PR-Fotos so kosten würden. Er betreibt eine Autowerkstatt und will auch noch einen Flyer machen. Ich machte ihm ein Angebot, (das er nicht ablehnen konnte – frei nach dem Paten). Im Ernst: Ich kalkulierte meine Zeit und nannte ihn den Betrag. Er riss die Augen auf, schüttelte den Kopf und sagte: „Viel zu teuer dieser Stundensatz für Texte und Bilder – das kann doch jeder!“ Als ich ihn fragte, wie hoch der Stundensatz bei ihm in der Werkstatt sei, musste ich schlucken. „Was so hoch?“ Aber er entgegnete mir: „Das ist richtige Arbeit. Da brauchen Sie Wissen, eine Ausbildung, die richtigen Werkzeuge.“ Aha. Ich klärte den guten Mann auf, dass Know-how im PR- und Pressebereich nicht vom Himmel fallen würde, dass der Brief an die Oma und Presse-Texte sowie Urlaubsfotos und Pressefotos nicht dasselbe seien, dass sich Nikon und Apple ihre Hardware sehr gut bezahlen ließen und überhaupt. Nur weil jeder einen Computer zu Hause hat, ist er noch lange kein Experte der Druckvorstufe und PR-Genie. Ich erinnere mich an einen Metzger/Fleischer vor einigen Jahren für den ich während meiner Tageszeitungszeit ein so genanntes Anzeigenkollektiv schreiben sollte. Das sind PR-Texte und Fotos um eine Anzeige herum. Er gab mir lang und breit vor, wie ich was zu schreiben hatte, wusste alles über den Aufbau des Textes. Irgendwann erklärte ich ihn höflich, dass ich zwar gerne ein gutes Steak essen würde, aber keine Ahnung hätte, wie ein Rind geschlachtet würde. Er könne zwar schreiben, hätte aber doch keine Ahnung, wie ein PR- oder journalistischer Text aufgebaut sei. Ich mische mich beim Schlachten nicht ein. Das leuchtete ihm ein. Ach ja, mit meiner Autowerkstatt kam ich dann auch noch ins Geschäft.
