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Musikkritik: The Dark Side Of The Moon Redux von Roger Waters

7. Oktober 2023

Nun liegt sie vor, die Neuinterpretation von The Dark Side of the Moon Redux von Roger Waters. Das Album von Pink Floyd gehört zu meinen Lieblingsalben und ich habe dieses Jahr sogar ein hervorragend besuchtes Seminar zur Bedeutung des Album gemacht. Rogar Waters, den ich politisch ablehne, musikalisch aber immer gefolgt bin, hat hier seine Version des Albums veröffentlicht. Noch habe ich sie nur auf Apple Music gehört, die Vinyl-Ausgabe kommt dieser Tage.

Nun, was soll ich sagen? Ich könnte jetzt viel über die hervorragende Aufnahmequalität schreiben, die wunderbare Produktion und die Abmischung, doch eigentlich interessiert es keinen. Die Frage ist doch: Ist The Dark Side of the Moon Redux von Waters besser als die 1973 Version von Pink Floyd? Um es gleich zu sagen: Nein, sie ist es nicht, auf keinen Fall, aber sie ist anderes, sehr anders.

Die Waters Interpretation verlangt genaues Zuhören. Ich nenne diese Art von Musik Kopfhörermusik. Man kann The Dark Side of the Moon Redux nicht nebenbei hören. Das gehört sich hier nicht. Die Musik, die Interpretation verlangen Aufmerksamkeit. Ablenkung oder gar Mitwippen beim Bügeln oder ähnlichen profanen Dingen geht überhaupt nicht. „Nicht um es zu verdrängen oder zu ersetzen, sondern um daran zu erinnern“, habe der 80jährige Waters das Album neu aufgenommen. Von seinen alten Kollegen von Pink Floyd war keiner dabei. Begleitet wird er von Background-Sängerin Azniv Korkejian, auch bekannt als Bedouine, und langjährigen musikalischen Weggefährten wie Joey Waronker am Schlagzeug, Gus Seyffert am Synthesizer oder Jonathan Wilson an der Gitarre. Waters ist anders als damals der alleinige Sänger, wobei Sänger in vielen Teilen übertrieben ist. Er flüstert, er haucht, er erzählt, aber er singt vergleichsweise wenig.

Nach mehrmaligen Anhören des Albums ist es wie eine Meditation. Die Texte von Dark Side sind mir in Fleisch und Blut übergegangen und ich kann sie alle mitsprechen – eine ganz neue Art Dark Side zu erleben. Ich hatte Angst, dass Waters eine Kopie des alten Albums aufgenommen hat, aber die Angst war unbegründet, nachdem er ja schon Time und Money früh veröffentlicht hat. Er liefert eine Neuinterpretation, die für mich interessant ist, allerdings ganz weit hinter den Aufnahmen des Original-Albums zurücksteht. Also wirklich nur etwas für Fans.