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Buchkritik: Der Fixierungscode von Ibrahim Evsan

26. April 2010
Der Fixierungscode von Ibrahim Evsan

Der Fixierungscode von Ibrahim Evsan

Ich empfehle dieses Buch den Zweiflern, den Zauderern, den Leute, die Angst vor Veränderung haben. Ibrahim Evsan hat seinem launigen Buch „Der Fixierungscode“ im Grunde ein Plädoyer für das Internet abgegeben, ohne blindlings eine Jubelarie anzustellen. Kritische Distanz zum Web geht bei ihm einher mit Begeisterung über die Möglichkeiten, die dieses revolutionäre Medium mit sich bringt.
Geschickt geschrieben beobachtet der Web 2.0-Visionär und erfolgreiche Unternehmensgründer Entwicklungen im Web und erläutert sie vermeintlich aus der Distanz. Und das ist geschickt gemacht. Er gibt den Sachbuchautor vor, ist aber der Faszination des Netzes erlegen – und das ist gut so.
Beim ersten Lesen des Buches dachte ich mir: Ein bisschen mehr Begeisterung und Humor würde ich gerne in diesem Buch spüren, denn Evsan ist ein begeisterungsfähiger und humorvoller Mann. Doch beim zweiten Lesen von Der Fixierungscode: Was wir über das Internet wissen müssen, wenn wir überleben wollen stelle ich fest: Immer wieder blitzt diese Begeisterung bei ihm durch. Ein Beispiel: „Wer nicht im Netz ist, lebt nicht, existiert nicht. So zumindest ist die Sicht der jungen Generation und sie wird sich durchsetzen.“
Auf dem ersten Blick ist ihm mit dem „Fixierungscode“ ein klassisches deutsches Sachbuch für den klassischen Bildungsbürger gelungen. Evsan erläutert, erklärt, hinterfragt auf Sachebene, aber wer genau hinschaut, findet eine emotionaler Ebene, wie es angloamerikanische Autoren tun. Und dieser Stil ist großartig.
Großartig ist aber auch, dass Evsan die richtigen Fragen stellt. Ist das Deutschland, in dem wir aufgewachsen sind, reif für das Netz? Und damit ist vor allem die Arbeitsweise gemeint. Arbeitsteilung ist bei uns noch ein Fremdwort, obwohl gerade das Web die neuen Tools dafür schafft. Arbeiten über Entfernungen hinweg, von zu Hause aus – so was geht in einem Deutschland mit Zeiterfassung und steilen Hierarchien nur schwerlich. Teamwork wird bei uns nicht gelebt, die einzelne Leistung zählt. Mühsam müssen unsere Kinder Teamwork erlernen, wenn sie aus Schule und Uni entlassen werden. Dort hat man ihnen individuelles Lernen eingetrichtert und Zusammenarbeit liegt höchstens bei der Vorbereitung von gemeinsamen Referaten vor. Hier spricht Ibrahim Evsan unbequeme Wahrheiten an.
Aber der Autor ist kein Schwarzmaler. Sein Buch „Der Fixierungscode“ soll ein Beitrag sein, den Rückstand des Landes aufzuholen. Sehr gut schreibt er: „Es wird höchste Zeit, dass wir mitwachsen, Nischen besetzen und Raum im Netz erobern.“ Dazu gehört Information und diese bietet Ibrahim Evsan mit seinem Buch, das im Verlag Zabert Sandmann erschienen ist.
Aufmunternd finde ich seine Aussage: „Es ist also wichtig, dass wir an dieser digitalen Welt nicht nur teilnehmen, sondern sie mitbestimmen.“ Das Web gibt uns dazu die Tools an die Hand.