Archive for Januar 2025

Estland (8): Sängerfeste in Estland – Ein kulturelles und nationales Symbol

12. Januar 2025

Im Baltikum wird viel gesungen. Es wurde auch von der singenden Revolution gesprochen und jedes der drei baltischen Ländern veranstalten eigene Sängerfestvials. In Estland wird diese nationale Großveranstaltung im Juli 2025 nach fünf Jahren wieder durchgeführt. Tausende Sänger aus dem ganzen Land kommen zusammen und singen estnische Volkslieder. Sie sind weit mehr als nur kulturelle Ereignisse – sie sind tief mit der estnischen Identität, Geschichte und dem Kampf um Unabhängigkeit verwurzelt.

Das erste Sängerfest
1869 fand das erste Sängerfest statt. Es entfaltete eine enorme nationale Kraft der Einigkeit. Deutsch war die Amtssprache, aber nun entdeckten die Esten ihre eigene Sprache. Bei so kleinen Nationen ist diese nationale Identität wichtig. So gibt es den Ausspruch: „Wenn du dein Lied in deiner Sprache nicht singst, dann singt es bald keiner mehr.“ Das erste Fest wurde in der Zeit der nationalen Erweckung Estlands abgehalten, als das estnische Volk nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft seine nationale Identität und Kultur stärkte.

Zu den Hauptorganisatoren des ersten Sängerfestes zählten Johann Voldemar Jannsen, ein bedeutender estnischer Journalist und Nationalist, sowie weitere Kulturschaffende, die das estnische Bewusstsein stärken wollten. Beim ersten Fest traten 46 Chöre mit etwa 800 männlichen Sängern sowie eine Blaskapelle auf. Obwohl die Teilnehmerzahl bescheiden war, legte dieses Ereignis den Grundstein für eine langjährige Tradition.

Während der sowjetischen Besatzung Estlands (1940–1941 und 1944–1991) gewannen die Sängerfeste besondere Bedeutung. Obwohl sie von den Besatzungsmächten kontrolliert und reglementiert wurden, blieben sie ein Ort, an dem die Esten ihre nationale Identität und Einheit ausdrücken konnten.
Ein berühmtes Beispiel ist das Sängerfest von 1947, bei dem trotz strenger Zensur estnische Volkslieder gesungen wurden, die heimlich patriotische Botschaften enthielten. Natürlich wurden auch Lieder gesungen, die die Besatzungsmacht hochleben ließ.

In den späten 1980er Jahren, während der singenden Revolution, spielten die Sängerfeste eine zentrale Rolle. Menschenmassen sangen gemeinsam nationale Lieder, um gegen die sowjetische Herrschaft zu protestieren und die Unabhängigkeit Estlands zu fordern. 1991 wurde Estland schließlich wieder ein unabhängiger Staat.

Die Sängerfeste finden alle fünf Jahre in der estnischen Hauptstadt Tallinn statt und ziehen Chöre und Besucher aus dem ganzen Land und darüber hinaus an. Sie werden von der Estonian Song and Dance Celebration Foundation organisiert.

Das Sängerfestgelände in Tallinn (Lauluväljak) ist ein beeindruckender Austragungsort. Es wurde 1960 gebaut und umfasst eine große Freilichtbühne mit einer charakteristischen Bögenstruktur, die für ihre exzellente Akustik bekannt ist. Viele sagen auch Muschel zum Veranstaltungsort.

Das Gelände bietet Platz für bis zu 25.000 Sänger auf der Bühne und etwa 100.000 Zuschauer im Publikum. Die Sängerfeste vereinen Chöre aus allen Teilen Estlands und aus verschiedenen Altersgruppen. Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchöre singen gemeinsam auf der Bühne. Die Gesamtzahl der Sänger kann bis zu 30.000 betragen.

Das musikalische Programm umfasst sowohl traditionelle estnische Volkslieder als auch moderne Chorwerke. Viele Lieder sind mit der nationalen Geschichte und Identität verbunden, darunter das bekannte Lied „Mu isamaa on minu arm“ („Mein Vaterland ist meine Liebe“), das während der sowjetischen Besatzung zu einer inoffiziellen Hymne wurde.

Tanzfeste
Parallel zu den Sängerfesten finden auch Tanzfeste (Tantsupidu) statt, die die estnische Tanztradition feiern. Diese Tanzfeste sind eng mit den Sängerfesten verbunden und ergänzen die musikalische Seite durch farbenfrohe, synchronisierte Aufführungen von Tänzern in traditionellen estnischen Trachten. 2003 wurden die estnischen Sänger- und Tanzfeste zusammen mit den ähnlichen Traditionen in Lettland und Litauen in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Diese Anerkennung unterstreicht die kulturelle und historische Bedeutung dieser Feste.

Estland (7): Lahemaa-Naturschutzgebiet – ein Paradies für Naturliebhaber

11. Januar 2025

Ruhe, einfach Ruhe und wunderbare Natur. Ich hab sie gefunden in Lahemaa. Dahinter verbirgt such der älteste unter den sechs estnischen Nationalparks. Er ist von Straßen und Wegen durchzogen, auf denen man sich im Auto, auf dem Rad oder zu Fuß fortbewegen kann. Wir machten Station im Viru-Hochmoor und fuhren bei Eis und Schnee mit dem Bus und dann ging es zu Fuß durch das Moor.

Das Naturschutzgebiet Lahemaa in Estland ist eines der ältesten und größten Schutzgebiete des Landes und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 72.500 Hektar. Es liegt an der nördlichen Küste Estlands, nur etwa 70 Kilometer von Tallinn entfernt. Lahemaa wurde 1971 gegründet und war das erste Naturschutzgebiet der damaligen Sowjetunion. Es dient nicht nur dem Schutz der natürlichen Landschaften, sondern bewahrt auch kulturelle und historische Werte.

Landschaft und Ökosysteme
Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch seine beeindruckende Vielfalt aus. Es umfasst Wälder, Küstenlinien, Flüsse, Seen und eine Vielzahl von Feuchtgebieten. Die vier großen Halbinseln — Juminda, Pärispea, Käsmu und Vergi — sowie die dazwischenliegenden Buchten verleihen der Region ihren Namen, denn “Lahemaa” bedeutet übersetzt “Land der Buchten”. Diese abwechslungsreiche Landschaft bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter auch bedrohte Arten.
Ein besonders bedeutendes Ökosystem innerhalb des Schutzgebiets sind die Hochmoore, die eine einzigartige und fragile Umwelt darstellen.

Hochmoore im Naturschutzgebiet Lahemaa
Die Hochmoore im Lahemaa-Naturschutzgebiet sind ein prägender Bestandteil der Landschaft und gehören zu den wichtigsten Schätzen der Region. Diese Moore, die über Jahrtausende entstanden sind, bieten nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Naturgeschichte, sondern erfüllen auch wichtige ökologische Funktionen.

Entstehung und Merkmale
Hochmoore entstehen in Regionen mit viel Niederschlag und wenig Abfluss, wo sich über Jahrhunderte hinweg Torf bildet, der Kohlendioxid bindet. Bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde hier noch Torf abgebaut. Die Hochmoore in Lahemaa, wie das Viru-Hochmoor, sind charakteristisch für den Norden Estlands. Sie bestehen aus wassergetränkten Torfschichten, die teilweise bis zu mehrere Meter dick sind. Ihre Oberfläche ist oft von kleinen, klaren Moorseen durchzogen, die den Mooren eine malerische Atmosphäre verleihen.

Die Vegetation in diesen Mooren ist speziell an die nährstoffarmen Bedingungen angepasst. Hier wachsen typische Moorpflanzen wie Torfmoose, Sonnentau, Wollgras und verschiedene Heidekrautgewächse. Diese Pflanzen spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem des Moores, da sie Wasser speichern und Torf bilden. Davon hab ich im Winter allerdings nicht gesehen.

Ökologische Bedeutung
Die Hochmoore in Lahemaa sind nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch ökologisch von großer Bedeutung:

Kohlenstoffspeicher: Hochmoore speichern große Mengen an Kohlenstoff und tragen so zur Reduktion von Treibhausgasen bei.
Wasserspeicher: Sie regulieren den Wasserhaushalt der Region, indem sie Wasser aufnehmen und langsam wieder abgeben, was Überschwemmungen vorbeugt.
Lebensraum: Die Moore sind Heimat zahlreicher spezialisierter Tier- und Pflanzenarten, darunter Vögel wie der Kranich und Amphibien, die in anderen Lebensräumen kaum überleben könnten.

Das Viru-Hochmoor
Das Viru-Hochmoor, eines der bekanntesten Moore im Lahemaa-Naturschutzgebiet, ist ein leicht zugänglicher Ort, der Besuchern einen Einblick in diese faszinierende Landschaft bietet. Ein Holzsteg führt durch das Moor und ermöglicht es, die einzigartige Natur hautnah zu erleben, ohne das fragile Ökosystem zu beeinträchtigen. Besucher können entlang des Weges die Pflanzenwelt bestaunen und von Aussichtstürmen einen Blick über die weite Moorlandschaft werfen. Ich empfand die Wanderung von einer Stunde als extrem entspannend.

Schutz und Herausforderungen
Die Hochmoore im Lahemaa-Naturschutzgebiet stehen unter strengem Schutz, da sie empfindlich auf Eingriffe reagieren. Aktivitäten wie Torfabbau, Entwässerung oder intensive Landwirtschaft haben in der Vergangenheit viele Moorlandschaften Estlands zerstört. Im Naturschutzgebiet wird großen Wert darauf gelegt, solche Eingriffe zu vermeiden und die natürliche Dynamik der Moore zu erhalten.

Zudem gibt es Programme zur Wiederherstellung beschädigter Moorgebiete, bei denen beispielsweise alte Entwässerungsgräben geschlossen werden, um den Wasserstand im Moor wieder anzuheben. Pro Jahr wächst das Moor um einen Millimeter.

Tourismus und Bildung
Das Lahemaa-Naturschutzgebiet ist ein beliebtes Ziel für Naturliebhaber und bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Landschaften zu erkunden. Besucher können auf gut ausgebauten Wanderwegen die Vielfalt der Natur erleben, darunter auch die Hochmoore. Lehrpfade informieren über die Entstehung, die Bedeutung und den Schutz der Moore. Die Kombination aus leichter Zugänglichkeit und umfassendem Schutz macht Lahemaa zu einem Beispiel für nachhaltigen Tourismus.

Estland (6): Die KGB Folterkeller in Tallinn

10. Januar 2025

„In Tallinn steht das höchste Gebäude Estlands. Da kann man sogar vom Keller bis nach Sibirien schauen.“ Diesen Spruch hab ich gehört als ich vor dem Gebäude der Pagari-Straße 1 in der estnischen Hauptstadt Tallinn stand. Hier befand sich das ehemalige KGB-Gebäude des sowjetischen Geheimdienstes.

Menschen, die sich gegen die sowjetischen Okkupationen auflehnten, wurden verhaftet und zum Verhören hierher gebracht. Viele wurden später in Arbeitslager nach Sibirien deportiert oder hingerichtet. Bei einer Stadtführung bin ich an diesem schlimmen Platz vorbeigekommen und gedachte kurz den Opfern.

Düsterer Ort
Das KGB-Gebäude in Tallinn ist daher ein historisch bedeutender und düsterer Ort, der eng mit den beiden sowjetischen Besatzungen Estlands verbunden ist. Im Keller befanden sich die berüchtigtsten Zellen des Untersuchungsgefängnis. Die Fenster wurden zugemauert, um die Hilferufe der Gefangenen zu dämmen. Während den sowjetischen Besatzungen Estlands wurde das Gebäude als Hauptquartier des Geheimdienstes genutzt. Es war berüchtigt für Verhöre, Folter und Inhaftierungen politischer Gegner und anderer Personen, die des “Anti-Sowjetismus” verdächtigt wurden.

Symbol der Unterdrückung
Das Gebäude steht heute als Symbol der Unterdrückung und erinnert an die Repressionen während der Sowjetzeit in Estland (1940–1941 und 1944–1991).

Das Gebäude in der Pagari-Straße 1 hat eine wechselvolle Geschichte. Ursprünglich 1912 als Wohnhaus erbaut, diente es später als Sitz der provisorischen Regierung der Republik Estland, von wo aus der Freiheitskrieg geführt wurde. Bis 1940 beherbergte es das estnische Kriegsministerium. Während der sowjetischen Besatzung wurden in den Kellerräumen des Gebäudes estnische Politiker, Staatsbeamte, Intellektuelle, Veteranen des Freiheitskrieges und andere Personen inhaftiert, verhört und oft zu Gefängnisstrafen oder dem Tod verurteilt.

Die Kellerräume mit zwei Gängen, sechs Zellen und einer Arrestkammer sind heute der Öffentlichkeit zugänglich und dienen als Erinnerungsort, der die Ereignisse dieser Zeit dokumentiert. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands im Jahr 1991 wurde das Gebäude von der estnischen Polizei genutzt, bevor es schließlich wieder in ein Wohnhaus umgewandelt wurde.

Museum über Okkupationen
Wer sich für das Thema interessiert, sollte unbedingt auch das Museum über Okkupationen, Widerstand, Wiederherstellung der Unabhängigkeit und Freiheit ansehen. Anhand von Artefakten, persönlichen Schicksalen werden Fragen zu den Wendepunkten der estnischen nationalen Geschichte aufgezeigt. Deutsche und sowjetische Besatzung spielen hier eine große Rolle. Bedrückend empfand ich persönlich den Nachbau eines Eisenbahnwagons. 40 Gefangene wurden hier hineingepresst auf den Weg nach Sibirien, wobei viele beim Transport starben.

Estland (5): Wappen an der Wand des Doms von Tallinn

9. Januar 2025

Ich bin wahrlich kein Kirchenexperte, stelle aber fest, dass mich der Dom zu Tallinn in Estland nachhaltig beeindruckt hat. Der Dom ist heute die Bischofskirche des Erzbischofs der Estnisch Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Der Besuch des Gotteshauses kostet Eintritt, weil es in Estland keine Kirchensteuer gibt. Die Kirchen müssen sich selbst finanzieren, viel durch Touristen. Gerade im Sommer kommen Tausende an Touristen aus den Bäuchen von Kreuzfahrtschiffen. Offiziell heißt der Dom die Kathedrale St. Maria und befindet sich auf dem Domberg (Toompea).

Der Kirchenraum ist eher nüchtern, hat aber viele Details zu entdecken. Natürlich im Zentrum steht die Ladegast-Sauer-Orgel. Die Orgel der Domkirche wurde 1878 vom Weißenfelser Orgelbauer Friedrich Ladegast hergestellt und 1913/14 von der Orgelwerkstatt W. Sauer Orgelbau modernisiert.

Ich finde den Klang hervorragend und im meinem VR 360 Rundgang durch die Kirche hatte der Organist zeitweise sein Instrument gespielt und geübt.

Was mich sehr fasziniert hat, sind die 107 Wappenepitaphe der deutschbaltischen Adligen Estlands, die an den Wänden der Kirche angebracht sind. Es sind nur Wappen von Männern. Hier gibt es viele Namen und Geschichten zu entdecken. Die Wappenepitaphe wurden aufwendig restauriert mit Hilfe der ethnischen Ritterschaft (ja, so was gibt es) mit finanzieller Unterstützung des Bundesrepublik und der Stadt Tallinn.

Liebhaber der Zarin
Und es gibt Grabplatten und Sarkophage, wie zum Beispiel von Samuel Greigh. Als Schottland-Fan kannte ich den Namen, denn Greigh war ein russischer Admiral schottischer Herkunft. Er war Befehlshaber der russischen Marine in den Kriegen mit dem Osmanischen Reich und Schweden.

Wahrscheinlich war er wohl auch ein Liebhaber der Zarin Katharina II.. Katharina die Große war bekannt dafür, talentierte Ausländer in ihre Dienste zu holen, um die Modernisierung und Stärkung Russlands voranzutreiben. Greigh wurde ein enger Berater in maritimen Angelegenheiten und trug wesentlich zur Reform und Entwicklung der russischen Marine bei. Nach seinem Tod 1788 ließ Katharina die Große zu Ehren von Samuel Greigh ein Denkmal errichten. Dies zeigt, wie sehr sie seine Verdienste für Russland und für sich privat schätzte.

Kurze Geschichte
Der Dom wurde im Jahr 1240 von dänischen Missionaren gegründet und war ursprünglich eine einfache Holzkirche. Im 13. Jahrhundert wurde die Holzkirche durch einen steinernen Bau im gotischen Stil ersetzt, der bis heute teilweise erhalten ist. Über die Jahrhunderte wurden barocke und klassizistische Elemente hinzugefügt, darunter der Turm, der 1779 fertiggestellt wurde. Den Turm konnte ich aus Zeitgründen nicht besichtigen.

Estland (4): Die Fahne Estlands als Symbol der Einheit

8. Januar 2025

Die Esten sind sichtlich stolz auf ihre Flagge. Es ist ein Nationalstolz, ohne nationalistisch zu sein. Kein Wunder, denn der baltische Staat, den es erst seit 1919 kurz gab, wurde immer wieder davor und danach von Nachbarmächten beherrscht. Erst 1991 lösten sich die drei baltischen Staaten aus der zerfallenden Sowjetunion und wurden unabhängig. Die Fahne ist ein Symbol.

Die Nationalflagge zeigt drei gleich breite waagerechte Streifen in (von oben nach unten) Blau, Schwarz und Weiß (estnisch: sinimustvalge). Das Blau steht für Treue und Vertrauen, das Schwarz für die Ahnen und die Vergangenheit und das Weiß für den Schnee und die Zukunft.

Geschichte der Fahne
Nach der Invasion der Sowjetunion 1940 wurde die Flagge verboten. Sie wurde auf dem Pikk Hermann, der große Turm der Stadtmauer in Tallinn, am 21. Juni 1940 eingeholt, obwohl Estland formal noch unabhängig war. Am folgenden Tag wurde sie zusammen mit der sowjetischen Flagge wieder gehisst, bis sie am 27. Juli endgültig verboten wurde. Am 6. August 1940 wurde die Estnische Sozialistische Sowjetrepublik offiziell Teil der Sowjetunion.

Dann kamen die Nazis. Während der deutschen Besatzung von 1941 bis 1944 wurde die estnische Flagge als Symbol des ethnischen Estentums akzeptiert, nicht aber als Nationalflagge. Nach dem Abzug der Deutschen im September 1944 wurde die estnische Flagge kurz wieder gehisst. Am 22. September 1944 wurde die sowjetische Flagge aufgehängt. In der Sowjetzeit war die Fahne und das Tragen der Nationalfarben verboten. Zwar waren die Esten erfinderisch und malten sich beispielsweise die Farben auf ein T-Shirt, aber wer erwischt wurde, der musste harte Strafen erleiden – bis zur Deportation nach Sibirien.

Erst während der Perestroika konnte man die Trikolore wieder in der Öffentlichkeit sehen. 1988 wurde das öffentliche Zeigen der ursprünglichen Flagge der Republik Estland nicht mehr strafrechtlich geahndet.

Exil der Fahnen
Während der sowjetischen Besetzung Estlands (1940–1991) war die Verwendung und das Zeigen der estnischen Nationalflagge verboten. Viele Esten, die ins Exil gingen, vor allem nach Kanada und in andere westliche Länder, brachten ihre Flaggen mit und bewahrten sie dort auf, um die nationale Identität zu bewahren.

Versteckte Fahnen
Eine bekannte Anekdote erzählt, dass estnische Exilanten in Kanada eine estnische Flagge in einer Kirche oder einem Gemeindezentrum sicher aufbewahrten. Diese Flagge wurde während der langen Jahre der Besatzung gut versteckt und nur zu besonderen Anlässen gehisst, wie bei Treffen der estnischen Gemeinde, um die Hoffnung auf Freiheit und Unabhängigkeit lebendig zu halten.

Auch gibt es die Geschichte, dass die Fahne vom Langen Hermann geholt wurde und in von Exilanten nach Kanada in ein Gefäß verschlossen und in einem Kamin versteckt wurde. Nach der Unabhängigkeit wurde dieses Gefäß wieder geöffnet.

Solche Geschichten spiegeln die Verbundenheit der estnischen Diaspora mit ihrer Heimat wider und zeigen, wie wichtig kulturelle Symbole in Zeiten der Unterdrückung sein können. Alle Geschichten stehen sinnbildlich für den Kampf um die Erhaltung der estnischen Identität und Freiheit.

Bei meinem Besuch im Parlament habe ich erlebt, wie die Fahne vom langen Hermann, dem höchsten Turm der Stadtmauer geholt wurde. Morgens und abends muss ein Mitarbeiter des Parlaments die engen Stufen mit Fahne hinauf und hinabsteigen.
In der Universitätsstadt Tartu wehte die Fahne weithin sichtbar auf der Sternwarte.

Gremlins (1984) – Rückblick auf meine Matinee

7. Januar 2025

“Gremlins” ist mehr als nur ein unterhaltsamer Film – er enthält auch tiefere Botschaften. Er thematisiert die Verantwortung, die mit Macht und Wissen einhergeht (repräsentiert durch die Mogwai-Regeln), sowie die Gefahren von Gier und Übermut.

Gleichzeitig wird die amerikanische Kleinstadtidylle hinterfragt, die im Chaos der Gremlins ihre Fassade verliert. Ich konnte den Film bei meiner jüngsten phantastischen Matinee besprechen und zeigen. Die nächste phantastische Matinee findet am Sonntag, 19. Januar im Scala Fürstenfeldbruck statt. Ich bespreche Roman Polanskis Vampirklassiker Tanz der Vampire. Karten gibt es hier.

Wer kennt die Regeln des Films nicht?
1. Halte es von hellem Licht fern.
2. Lass es nicht nass werden.
3. Füttere es niemals nach Mitternacht.

“Gremlins” brilliert durch seinen gelungenen Genre-Mix. Der Film ist nicht nur ein Gruselfilm, sondern auch eine bissige Gesellschaftssatire und eine dunkle Komödie. Die humorvollen Einlagen – wie die Gremlins, die eine Bar übernehmen und ihre absurde Party feiern – sind ebenso unterhaltsam wie die gruseligen Momente.

Aber ich bespreche nicht nur den Film, sondern stelle auch eine gewagte These auf und verknüpfe „Gremlins“ (1984) und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ (basierend auf Robert Louis Stevensons Novelle von 1886). Schaut euch meine Argumentation hier an:

Die handgefertigten Puppeneffekte von Gizmo und den Gremlins sind auch heute noch beeindruckend. In einer Zeit, in der CGI oft dominiert, wirken die praktischen Effekte des Films nostalgisch und authentisch. Gizmo ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Figur so gestaltet, dass sie sofort Sympathie weckt.

Der Film ist durchzogen von satirischen Kommentaren zur Konsumkultur und den Gefahren von Unachtsamkeit. Besonders die grotesken Eskapaden der Gremlins verdeutlichen, was passiert, wenn Chaos auf den American Dream trifft.

Die nächste phantastische Matinee findet am Sonntag, 19. Januar im Scala Fürstenfeldbruck statt. Ich bespreche Roman Polanskis Vampirklassiker Tanz der Vampire. Karten gibt es hier.

Estland (3): Fährunglück Estonia wird wieder gegenwärtig

6. Januar 2025

Ich hatte natürlich in der Schule etwas über den Hitler-Stalin-Pakt gelernt, bei dem das Baltikum der Sowjetunion zugeschlagen wurde und für die Esten damit der Zweite Weltkrieg begann. Aber irgendwie hatte ich es vergessen. Das erste Mal, dass mir das eigenständige Staat Estland ins Gedächtnis kam, war am 28. September 1994. Damals versank die Fähre „Estonia“ in der Ostsee.

Von 989 Passagieren und Crewmitgliedern überleben nur 137 Menschen die bis dato größte Schiffskatastrophe der Nachkriegszeit in Europa. Als ich nun die estnische Hauptstadt Tallinn besuchte, kamen die Erinnerungen an damals wieder hoch. Gleich zweimal wurde ich in kurzer Zeit an die Katastrophe erinnert.

Unterbrochene Linie
Schon am ersten Abend bei einer nächtlichen Stadtführung an der Stadtmauer kamen wir an dem Artillerieturm Dicke Margarethe vorbei. Das Denkmal am Rande der Altstadt erinnert an den Untergang der Fähre Estonia am 28. September 1994. Die von Riho Luuse und Jaan Saar aus schwarzem Granit gefertigte Skulptur trägt den Titel Katkenud liin, unterbrochene Linie. Das fehlende Mittelstück steht für das plötzliche Lebensende. Das Werk hat mich berührt.

Die Estonia brach damals von Tallinn nach Schweden auf. Die Ostsee war stürmisch und es kam ein Orkan auf. Die 55 Tonnen schwere Luke des Schiffs brach und die Fluten strömten herein und überraschten die Passagiere im Schlaf. Die Rettung des Schiffs gelang der Mannschaft nicht. Das Schiff sank. Menschen starben jämmerlich. Nur wenige konnten sich retten.

Erinnerung im Dom
Die zweite Begegnung mit dem Unglück kam tags darauf im Dom zu Tallinn. Er ist heute die Bischofskirche des Erzbischofs der Estnisch Evangelisch-Lutherischen Kirche. Links vor dem Altar gibt es eine Nische mit einem Bild und davor eine brennende Kerze als Erinnerung an das Unglück. Früher gab es wohl auch ein Kondolenzbuch, aber das hab ich nicht gesehen.

Der offizielle Abschlussbericht von 1997 macht technisches Versagen an der Bugklappe für den Untergang der „Estonia“ als Ursache aus. Neuere Untersuchungen werden 2025 veröffentlicht.

Estland (2): Zeitreise ins Mittelalter – die Stadtmauer von Tallinn/Reval

5. Januar 2025

Wer pures Mittelalter erleben will, sollte nach Tallinn, die Hauptstadt Estlands reisen. Das ehemalige Reval ist eine Perle der Hanse und beeindruckend ist noch heute die hervorragend erhaltene Stadtmauer, also es muss nicht immer Rothenburg oder Nördlingen sein.

Die Stadtmauer ist eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Befestigungssysteme Europas und ist ein beeindruckendes Zeugnis der Geschichte der estnischen Hauptstadt. Reval gehörte im Mittelalter zu den am besten befestigten Städten an der Ostsee.

Die Errichtung der Stadtmauer begann im 13. Jahrhundert, zeitgleich mit der Gründung der Stadt, und wurde im Laufe der Jahrhunderte weiter ausgebaut und den neuen Waffentechniken angepasst. Im 17. Jahrhundert erfolgte unter schwedischer Herrschaft eine nochmalige Modernisierung. Die Mauer besteht aus Kalkstein, einem in der Region weit verbreiteten Baumaterial. Vor allem zur Blütezeit der Hanse wurden die Anlagen befestigt, so dass Reval zur damaligen Zeit niemals militärisch eingenommen wurde. Die Stadtmauer diente dem Schutz der Altstadt und ihrer Bewohner vor Angriffen. Sie war Teil eines umfassenden Verteidigungssystems, das auch Gräben und Tore umfasste. Der Bau und die Pflege der Mauer symbolisierten den Wohlstand und die strategische Bedeutung Tallinns im Mittelalter. Die Stadtmauer ist Teil der Altstadt von Tallinn, die 1997 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Ursprünglich war die Mauer etwa 2,4 Kilometer lang und von 46 Verteidigungstürmen geschützt. Heute sind noch etwa 1,85 Kilometer der Mauer sowie 26 Türme erhalten. Die Türme der Stadtmauer tragen oft klangvolle Namen wie “Kiek in de Kök” (übersetzt “Guck in die Küche”), der heute ein Museum für mittelalterliche Verteidigungstechnik beherbergt. Weitere bekannte Türme sind der “Lange Hermann” und der “Dicke Margarethe”.

Lange Hermann
Der Lange Hermann (estnisch: Pikk Hermann) ist ein historischer Turm auf dem Domberg (Toompea) in Tallinn und ein wichtiges Symbol der estnischen Unabhängigkeit. Bei einer Parlamentsführung hatten wir die Möglichkeit, den mittelalterlichen Turm zu besteigen und den Ausblick zu genießen. Der Turm wurde im 14. Jahrhundert erbaut und ist Teil der mittelalterlichen Burg von Tallinn (Toompea Schloss). Er diente als Verteidigungsturm der Befestigungsanlage. Im 16. Jahrhundert wurde der Turm umgebaut und auf seine heutige Höhe von 45,6 Metern erweitert. Normalerweise ist der Wehrtürme, wohl aus Versicherugsgründen, für die Öffentlichkeit gesperrt, aber wir hatten Glück. Auf der Spitze des Langen Hermann weht die estnische Nationalflagge, die täglich bei Sonnenaufgang gehisst und bei Sonnenuntergang eingeholt wird. Dieses Ritual symbolisiert die Souveränität Estlands. Der Lange Hermann gilt als ein Symbol für die Stärke und Freiheit Estlands, besonders nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991.

Artillerieturm Dicke Margarethe
Letztere war ein runder Artillerieturm, der Platz für schwere Kanonen und Schießscharten bot. Der Turm befindet sich am Ende der Pikk-Straße, nahe dem ehemaligen Hafentor. Ursprünglich diente der Turm dazu, die Hafenzufahrt zur Stadt zu schützen und den Haupteingang von der Seeseite zu kontrollieren. Er sollte sowohl Angreifer abschrecken als auch die Stärke der Stadt demonstrieren. Die Dicke Margarethe (estnisch: Paks Margareeta) ist einer der bekanntesten Türme der mittelalterlichen Stadtmauer. Der Turm wurde Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut (1511–1530) und war Teil der erweiterten Stadtbefestigungen. Der Name „Dicke Margarethe“ verweist auf die außergewöhnliche Breite des Turms. Er hat einen Durchmesser von etwa 25 Metern und Mauern, die bis zu 5 Meter dick sind.

Das Bollwerk steht heute noch eindrucksvoll da. Die Dicke Margarethe hat im Laufe der Jahrhunderte viele Zwecke erfüllt – vom Verteidigungsturm über ein Lagerhaus bis hin zu einem Gefängnis. Heute beherbergt die Dicke Margarethe das Estnische Maritime Museum.

Nunne, Sauna und Kuldjala
Auf einem kleinen Teil der Mauer, der die Türme Nunne, Sauna und Kuldjala verbindet, kann man auch spazieren gehen. Von der Mauer aus eröffnet sich eine eindrucksvolle Aussicht auf die Altstadt und auf den Domberg. Im Sommer ist die Stadt mit Kreuzfahrttouristen überflutet. Ich war im Winter in Tallinn und konnte mich frei bewegen und die Stadtmauer hatte bei Schneefall einen besonderen Look.

Estland (1): Die Reise beginnt

4. Januar 2025

Vor mir liegen einige Tage Estland. Ich war schon einmal da, aber das ist lange her. Inzwischen hat sich viel in den baltischen Staaten getan. Vor Corona ging meine letzte Reise nach Riga. Jetzt nach Corona geht meine erste Auslandsreise mit dem Flugzeug nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands.

Einst war die Stadt unter der Hanse eine sehr reiche Stadt und ist vielen noch unter den Namen Reval bekannt. Die Hanse war eine Art EU des Mittelalters und hatte eine ähnliche Macht wie die Fugger in Augsburg. In Lübeck gibt es ein wunderbares Hansemuseum zu besichtigen. Hier mein Post von 2ß19 dazu. Nach der Entdeckung Amerikas veränderten sich die Handelswege und die Hanse verlor an Einfluss. In Tallinn treffe ich das Schwarzhäupterhaus an. Es wurde als Gildehaus der unverheirateten männlichen Kaufleute ohne Stadtrecht in Riga gegründet. Der Titel war „Neue Haus der Großen Gilde“. Das war etwa im 13. Jahrhundert und war damit so eine Art Wohngemeinschaft im jungen Mittelalter. Die Compagnie der Schwarzen Häupter war aus der Ende des 13. Jahrhunderts tätigen Bruderschaft des Heiligen Georg hervorgegangen und sie gründeten das Haus – heute ist die Vereinigung noch in Bremen zu finden. Der Heilige Georg war der Schutzpatron der Ritter. Später übernahm diese Rolle des Schutzherrn der Heilige Mauritius, dessen Mohrenkopf-Symbol im Haus zu finden ist und das Wappen der Schwarzhäupter ist. Der Name „Schwarzhäupterhaus“ wurde 1687 eingeführt. Ich habe in Riga den Stammsitz des Ordens besucht.

Heute ist Estland Teil der EU, es gilt der Euro und das kleine Land setzt voll auf Digitalisierung. Wie bei uns gibt es einen Mangel an Facharbeitern und hier setzen die Esten voll auf Technik. Das will ich mir anschauen. Während wir über Digitalisierung reden, ziehen es die baltischen Staaten durch. Bis auf beispielsweise Eheschließung und Scheidung haben die Esten ihre Verwaltung digitalisiert.

Und durch die Nähe zu Russland unterstützen die Esten den Freiheitskampf der Ukraine. Die baltischen Staaten waren 1918 nur kurz selbstständig. Estland fiel im Hitler-Stalin-Pakt an Stalins Sowjetunion, wurde dann von der Wehrmacht besetzt, dann wieder von den Sowjets bis die Sowjetunion unter Gorbatschow zerfiel. Estland wurde wie Litauen und Lettland wieder selbstständig und wissen, was es heißt unter russischer Unterdrückung zu leiden.

Also spannende Tage liegen vor mir. Zunächst die Reise vom heimischen Dorf per S-Bahn zum Flughafen München. Dort hat sich viel verändert. Es wird wieder massiv geflogen und auch ich muss für diese Reise widerwillig das Flugzeug von Air Baltic nehmen. Die Klimaveränderung durch Flugverkehr interessiert sichtlich keinen mehr. Ich habe ein schlechtes Gewissen, welches Klima ich meinen Kindern hinterlasse. Hochwasser bei uns zählt ja nicht. Hier ein kleines Reisevideo.

Nach zwei Stunden Flug, Landung und Bezug des Zimmers im Hotel Palace in der Altstadt erst einmal spazieren in der Altstadt, der erste Espresso und Blick auf den Weihnachtsbaum vor dem alten Rathaus. Tallinn, ich bin da und bin gespannt auf die kommenden Tage.

und hier noch ein Rundgang mit VR 360

Also es gilt für mich viel zu entdecken und werde bloggen.

Fortsetzung der Matinéen im Scala Fürstenfeldbruck

3. Januar 2025

Kino ist mehr als nur ein Ort, an dem Filme abgespielt werden. Es ist ein Raum, in dem Geschichten lebendig werden und Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu lachen, zu weinen und zu staunen. Hier treffen sich Fremde und werden für einen Moment zu einer Gemeinschaft, die durch die Magie des Films verbunden ist. Das Rascheln der Popcorn-Tüten und die gespannte Stille im Saal schaffen eine Atmosphäre, die kein Wohnzimmer ersetzen kann. Kino ist ein Erlebnis, das verbindet – eine Feier von Kreativität, Emotionen und dem einzigartigen Gefühl, etwas gemeinsam zu erleben.

Daher veranstalte ich in Absprache mit den Verantwortlichen im Scala Fürstenfeldbruck regelmäßige Filmmatinéen aus den Genre phantastischer Film und Western. Start der Vorträge ist um 10:45 Uhr. Es gibt die Karten für alle Filme bereits online.

Ich danke ausdrücklich dem Team des Scala Fürstenfeldbruck für die Möglichkeit und freue mich natürlich über das grandiose Feedback unserer Reihe. Das gibt Mut für Kinokultur, abseits des Mainstreams.

Die phantastische Matinee

Sonntag, 19. Januar Tanz der Vampire
Tanz der Vampire fasziniert durch seine meisterhafte Mischung aus schauriger Atmosphäre und feinsinnigem Humor, die das klassische Vampirgenre zugleich zelebriert und parodiert. Roman Polańskis visuelle Eleganz und der unvergessliche Score von Krzysztof Komeda machen den Film zu einem zeitlosen Kultwerk.

Sonntag, 9. Februar Train to Busan
Train to Busan fesselt durch seine intensive emotionale Tiefe, die den Überlebenskampf gegen eine Zombie-Apokalypse mit eindringlichen zwischenmenschlichen Beziehungen verbindet. Die dynamische Inszenierung im begrenzten Raum eines Zuges schafft eine packende Mischung aus Action, Spannung und menschlicher Dramatik.

Sonntag 2. März Double Feature Graf Zaroff und Vampyr
Graf Zaroff begeistert durch seine unheimliche Grundidee, Menschenjagd als tödliches Katz-und-Maus-Spiel auf einer abgelegenen Insel darzustellen, wodurch die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem verschwimmen. Die düstere Atmosphäre und Leslie Banks’ charismatisch-bedrohliche Darstellung des Zaroff machen den Film zu einem frühen Meisterwerk des Thrillers.

Vampyr fasziniert durch seine traumartige Atmosphäre, die mit expressionistischen Bildern und schattenhaften Szenerien eine beklemmende Welt zwischen Realität und Übernatürlichem erschafft. Carl Theodor Dreyers meisterhafte Inszenierung verbindet innovative Filmtechnik mit subtilem Horror, wodurch der Film zu einem poetischen Meilenstein des frühen Gruselkinos wird.

Sonntag, 6. April Ekel
Ekel zieht seine Faszination aus der intensiven Darstellung psychologischen Zerfalls, bei der die Wahrnehmung der Protagonistin in klaustrophobischen Bildern und surrealen Momenten spürbar wird. Roman Polańskis präzise Inszenierung macht die Grenzen zwischen Realität und Wahn auf beklemmende Weise durchlässig, wodurch der Film zu einem Meilenstein des psychologischen Horrors wird.

Sonntag, 18. Mai Das Haus an der Friedhofsmauer
Das Haus an der Friedhofsmauer fasziniert durch seine unheimliche Mischung aus gotischem Horror und surrealem Albtraum, die in einer Atmosphäre ständiger Bedrohung gipfelt. Lucio Fulcis Inszenierung kombiniert verstörende Gewalt, subtile Andeutungen und eine hypnotische Musikuntermalung zu einem Kultklassiker des italienischen Horrorkinos.

Sonntag, 15. Juni Nosferatu – Phantom der Nacht
Nosferatu – Phantom der Nacht fasziniert durch Werner Herzogs poetische Neuinterpretation des Vampir-Mythos, die Melancholie und Horror in einem hypnotischen Bilderreigen vereint. Klaus Kinskis eindringliche Darstellung des Grafen Dracula verkörpert eine tragische, fast mitleiderregende Kreatur, die untrennbar mit Tod und Einsamkeit verbunden ist.

Die Western Matinee

Sonntag, 26. Januar The Wild Bunch
The Wild Bunch fasziniert durch seine kompromisslose Darstellung des Endes des Wilden Westens, in der alte Heldenfiguren einer neuen, gnadenlosen Ära weichen. Sam Peckinpahs meisterhafte Regie verbindet brutale Action mit tiefgründiger Charakterzeichnung, wodurch der Film zu einem Meilenstein des modernen Westerns und des Antihelden-Kinos wird.

Sonntag, 16. März Der Mann, der Liberty Valance erschoss
Der Mann, der Liberty Valance erschoss fasziniert durch seine vielschichtige Erzählung über den Konflikt zwischen Gesetz und Gewalt sowie die Mythenbildung im Wilden Westen. John Fords meisterhafte Inszenierung und das Zusammenspiel von James Stewart und John Wayne machen den Film zu einem tiefgründigen Western-Klassiker, der zugleich nostalgisch und kritisch ist.

Sonntag, 8. Juni Vierzig Wagen westwärts
Vierzig Wagen westwärts begeistert durch seinen humorvollen Ansatz, der das Western-Genre mit einer satirischen Leichtigkeit und skurrilen Charakteren auf den Kopf stellt. Burt Kennedy kombiniert charmanten Slapstick mit bissigen Dialogen, wodurch der Film zu einer erfrischenden und unterhaltsamen Parodie des klassischen Westerngenres wird.