Diese Kirche hat mich optisch umgehauen. Als ich durch die Basilika St. Peter und Paul in Prag gewandert bin, war ich von den Farben und Bildern überwältigt. Jeder freie Zentimeter des mächtigen Gotteshauses war mit religiösen Motiven bemalt. Auch wer nicht gläubig ist, sollte die neugotische Kirche besuchen, die über dem historischen Vyšehrad-Hügel in Prag thront.

Historische Ursprünge
Die Kirche wurde im 11. Jahrhundert gegründet, und ihre Ursprünge reichen bis in die Zeit des böhmischen Herzogs Vratislav II. zurück, der Vyšehrad als wichtigen Sitz wählte und die erste romanische Kirche an dieser Stelle errichten ließ. Vyšehrad selbst, mit seiner Festung und der Kirche St. Peter und Paul, sollte als Gegengewicht zur Prager Burg fungieren. Die ursprüngliche Kirche diente nicht nur als religiöses Zentrum, sondern war auch ein Symbol für die Macht und den Einfluss des Herzogs. Hier ein VR360 Video von meinem Rundgang durch die Kirche.
Im 14. Jahrhundert, während der Herrschaft Kaiser Karls IV., wurde die Kirche umfangreich erweitert und in gotischem Stil umgebaut. Karl IV. verlieh Vyšehrad eine neue Bedeutung als Symbol für die böhmische Staatlichkeit und die altehrwürdige Geschichte des Landes. Leider wurde die Kirche während der Hussitenkriege schwer beschädigt und verfiel in den darauffolgenden Jahrhunderten zusehends.

Der neugotische Umbau im 19. Jahrhundert
Die heutige Erscheinung der Basilika St. Peter und Paul stammt aus dem späten 19. Jahrhundert, als die Kirche im Stil der Neugotik umgebaut wurde. Die Architekten Josef Mocker und später František Mikš führten die umfangreichen Restaurierungsarbeiten durch, die der Kirche ihr charakteristisches neugotisches Aussehen verliehen. Der Umbau betonte die vertikale Struktur des Bauwerks mit seinen schlanken Türmen und aufwendigen Spitzbögen, wodurch die Kirche zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen auf dem Vyšehrad-Hügel wurde. Die neugotischen Türme, die das Stadtbild Prags prägen, wurden erst im Jahr 1903 vollendet.




Die Fassade der Kirche ist reich verziert und enthält zahlreiche gotische Elemente wie Wasserspeier, Spitzbögen und Fensterrosen. Im Inneren der Kirche befindet sich eine reiche Ausstattung mit aufwendigen Fresken und Glasmalereien, die vom tschechischen Maler František Sequens gestaltet wurden und Szenen aus dem Leben der Heiligen Peter und Paul sowie anderen biblischen Themen darstellen. Die Kunstwerke vermitteln eine intensive Spiritualität und schaffen eine beeindruckende Atmosphäre für Besucher und Gläubige gleichermaßen.






Die Bedeutung der Kirche für Vyšehrad und Prag
Die Basilika St. Peter und Paul ist nicht nur ein Meisterwerk der Architektur, sondern spielt auch eine wichtige Rolle im religiösen und kulturellen Leben Prags. Die Kirche befindet sich auf dem Vyšehrad-Friedhof, einem der bedeutendsten Friedhöfe der Stadt, der die letzte Ruhestätte vieler prominenter tschechischer Persönlichkeiten beherbergt. Hier sind unter anderem die Gräber des Komponisten Antonín Dvořák, des Malers Alfons Mucha und des Dichters Karel Hynek Mácha zu finden. Der Friedhof selbst ist reich an Grabdenkmälern und Statuen, die oft von namhaften tschechischen Künstlern gestaltet wurden und die tschechische Kulturgeschichte lebendig widerspiegeln. Ich werde über diesen eindrucksvollen Friedhof noch separat bloggen.
Der Vyšehrad-Hügel ist von vielen Legenden und Geschichten umwoben, die tief in der tschechischen Geschichte verwurzelt sind. Die Kirche und der angrenzende Friedhof spielen eine zentrale Rolle in der nationalen Identität und symbolisieren die lange Geschichte des Landes. Vyšehrad gilt als eine Art “tschechische Akropolis” und ist ein Ort, der sowohl von Einheimischen als auch von Touristen geschätzt wird, die die Aussicht auf Prag und die friedliche Atmosphäre genießen möchten.
Moderne Nutzung und Bedeutung
Heutzutage wird die Basilika St. Peter und Paul nicht nur für Gottesdienste genutzt, sondern ist auch ein beliebter Ort für Hochzeiten und kulturelle Veranstaltungen. Die Akustik der Kirche macht sie zu einem idealen Ort für Konzerte klassischer Musik, die regelmäßig in der stimmungsvollen Atmosphäre des Kirchenraums stattfinden.
Im Jahr 2003, genau hundert Jahre nach der Vollendung ihrer neugotischen Türme, wurde der Kirche von Papst Johannes Paul II. der Titel einer „Basilica minor“ verliehen. Dies ist eine besondere Ehre und verleiht der Kirche eine besondere Stellung in der katholischen Kirche. Die Basilika St. Peter und Paul zieht jährlich viele Pilger, Gläubige und Touristen an, die die beeindruckende Architektur, die religiöse Kunst und die tiefe historische Bedeutung der Kirche erleben möchten.














