Etwa ein- bis zweimal pro Woche bin ich an Schulen mit meinem Tag der Medienkompetenz unterwegs und schaffe es mit Erfolg, das Thema digitaler Wandel in die Familien zu bringen. Aufhänger ist natürlich das Thema Soziale Netzwerke, also Facebook, Whats App und Co. Ich halte das Thema Medienkompetenz für enorm wichtig und sehe massiven Handlungsbedarf – vor allem bei Eltern.
Neulich war ich im Hort der bayerischen Lehrerfortbildung zu Gast, in der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, und habe Seminarlehrer zum Thema soziale Netzwerke fit gemacht. Es bewegt sich etwas bei dem Thema Medienkompetenz. Morgen bin ich in Berlin und spreche auf der Online Edca in der Hauptstadt und halte auf dem Schoolforum ein Implusreferat zu diesem Themenkomplex.
Da bekomme ich heute ein interessante Meldung von der D21 auf den Tisch. Inhalt: Lehrer haben ein Problem mit digitaler Medienkompetenz und brauchen Nachhilfe.
Medienkompetenz, also der souveräne Umgang mit Computern und dem Internet, gilt heute als Schlüsselqualifikation für einen chancenreichen Start ins Berufsleben. Digitale Bildung soll nach dem Willen der Bundesregierung deshalb in allen Schulstufen und Schulfächern Einzug halten. Die größte Herausforderung liegt bei den Lehrkräften: Über die Hälfte aller Lehrer in Deutschland ist 50 Jahre und älter. Mit fortschreitendem Alter nimmt digitale Souveränität im Bundesdurchschnitt rapide ab, das zeigt die Studie D21-Digital-Index 2014. Dem entsprechend beurteilen auch Lehrer über 50 ihre Computerkenntnisse als eher schlecht. Grundsätzlich gibt es nicht genügend ausreichend qualifizierte Lehrer, die Schülern den Umgang mit Medien, mit den eigenen Daten und mit Informationen im Netz vermitteln können, so sagt die Initiative D21. Die genaue Studie gibt es hier zum kostenlosen Download.
Ich stelle bei meinen Lehrerfortbildung fest, dass diese Äußerung mach Nachhilfe sehr pauschal ist. Es hängt von dem einzelnen Lehrer ab und Forderung „Lehrer müssen in die digitale Nachhilfe“ ist mir zu pauschal. Es gibt solche und solche Lehrer. Und weil jeder einen Lehrer in der Schule hatte, ist jeder bei dem Thema Experte. Dennoch: Nicht wegzudiskutieren ist aber die digitale Spaltung in den Lehrerzimmern. Freilich gehen Junglehrer und Referendare an das Thema anders heran, weil sie im Studium mit IT gearbeitet haben. Aber für mich ist es keine Sache zwischen jung und alt, sondern zwischen digital und analog. Und, es ist eine Sache, wie ernst ich meinen Beruf nehme. Es gibt Pädagogen, die nehmen ihren Beruf als Berufung und es gibt – sorry – einfach faule Menschen. Letztere haben mit ihrem Job geistig abgeschlossen und werden durch das Beamtenrecht geschützt. Es ist eine grundsätzliche Auffassung, wie ich meinen Beruf ansehe und darf nicht nur auf das Thema digitale Medien reduziert werden. Der Lehrerjob hat sich radikal verändert.
Ich stelle auch fest, dass der Verwaltungsaufwand in den Schulen enorm geworden ist. Das Rundschreiben des Kultusministerium ist eine Botschaft des Schreckens im besten Verwaltungsdeutsch. Andere Organisationsformen müssen sich an den Schulen etablieren und iPads und Co gehören endlich in den flächendeckenden Unterricht. Mensch, wir leben im 21. Jahrhundert.
Schlagwörter: Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, Computerkenntnisse, D21, D21-Digital-Index 2014, digitale Medien, digitale Nachhilfe, Digitale Spaltung, Initiative D21, iPad, Kultusministerium, Lehrer, Lehrerakademie, Lehrerzimmer, Medienkompetenz, Pädagogen, Schule, Seminarlehrer, Tag der Medienkompetenz, Umgang mit Computern
3. Dezember 2014 um 10:39 |
Sehr geehrter Herr Lange,
es ist gut, dass das Thema immer wieder angesprochen und durch die entsprechenden Studien belegt wird. Zu lange haben sich zu viele Lehrer gegen den Einsatz digitaler Medien gesträubt. Dies macht sich nun bemerkbar. Vielen Dank nochmals, dass Sie das Thema in Ihrem Blog behandeln und durch Lehrerfortbildungen dem jetzigen Stand aktiv entgegenwirken.
Aber bei allem was recht ist, die letzten beiden Absätze sind der orthographische und grammatikalische Endgegner. Da müsste man nochmal drüberarbeiten. Bei mir ist dadurch der Blick aufs Inhaltliche Ihres Beitrags verlorengegangen 😦
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Kramer
3. Dezember 2014 um 10:51 |
Richtig Herr Kramer,
Ich habe zu schnell und zu wirr für Siri diktiert. Danke für den Hinweis
3. Dezember 2014 um 12:54 |
Vielen Dank für diesen spannenden Artikel. Ich finde es klasse, dass Sie sich des Themas annehmen. In meinem Alltag als Mutter erlebe ich leider immer wieder, dass ein Großteil der Lehrer eine regelrechte Aversion gegen digitale Medien hat. Das zieht sich durch alle Altersschichten. Und selbst die Lehrer, die „irgendwas mit digital“ im Unterricht machen wollen, werden – gefühlt – immer wieder von oben ausgebremst.
Aus diesem Grund (und einem persönlichen Erlebnis vergangene Woche) habe ich eine Blogparade ins Leben gerufen unter dem Titel „Wie digital sind Deutschlands Schulen wirklich?“ – vielleicht ist das ja auch was für Ihr Blog oder zum Verbreiten?
http://attachment-parenting.de/allgemein/blogparade-schule-digital/
Vielen Dank für die „Aufklärungsarbeit“, die Sie leisten!
Bianka Blavustyak
6. Dezember 2014 um 9:01 |
[…] “Brauchen Lehrer digitale Nachhilfe?” von Matthias J. Lange Matthias ist Lehrer für Lehrer, will heißen, er macht Lehrerfortbildungen im Bereich Medienkompetenz und ich finde es superspannend, die Schule und die Lehrer aus seiner Sicht zu lesen. Mit diesem Artikel spricht er mir aus der Seele, wenn er in seinem Schlussplädoyer schreibt: “Andere Organisationsformen müssen sich an den Schulen etablieren und iPads und Co gehören endlich in den flächendeckenden Unterricht. Mensch, wir leben im 21. Jahrhundert.” […]