Ich war und bin voll des Lobes über die Krisenkommunikation der Polizei München in den vergangenen Jahren. Bereits früher hab ich die Leistungen herausgestellt, wie bei den Ereignissen zu Silvester 2015 oder unlängst beim Amoklauf in München. Ich stehe hinter der Polizei und unterstütze sie.
Allerdings hat die Polizei in Bayern noch einen Nachholbedarf in Sachen moderner Kommunikation, wie sich jetzt für mich bei dem Anschlag in Ansbach herausstellte. Laptop und Lederhose gibt es nicht in ganz Bayern und das wäre dringend notwendig.
Am Morgen nach dem Attentat in Ansbach ging durch Twitter eine Nachricht mit folgendem Inhalt: „Videos und Bilder zum Tatgeschehen bitte an folgende Adresse senden: rba.mittelfranken@web.de #explosion #ansbach“ Der Absender war @polby_1 ein nichtverifizierter Account, der sich als Polizei Bayern ausgibt.
Ich bin nicht ganz unerfahren in Sachen Social Media und das machte mich stuzig. Der Account ist nicht von Twitter verifiziert und jeder kann sich so einen Namen und Adresse anlegen. Woher soll der Bürger wissen, ob sich dahinter wirklich die Polizei aufhält? Das ist äußerst unprofessionell. Es könnte ja auch ein Depp sein, der Bilder von dem Attentat sammelt und sonst was damit macht.
Als zweites machte mich stutzig, dass zum Übertragen von Videos eine Web.de-Adresse angegeben wird. Web.de? Geht es noch unprofessioneller? Der Bürger soll ernsthaft Videos an eine Web.de-Adresse senden? Schon mal was von Datei-Upload gehört? In München wurde eine Upload-Seite eingerichtet und wir konnten die Bilder und Videos vom OEZ hochladen.
Mich hat das Ganze sehr verstört und ich habe nachgefragt. Es kam die Antwort in bestem Beamtendeutsch: „Es handelt sich dabei um eine Rückfallebene für Präsidien ohne Twitter-Kanal.“ Eine was bitte? Was ist jetzt eine Rückfallebene? Offizielle Nachrichtenseiten und später auch die Polizei München bestätigten, dass es sich bei @polby_1 um einen echten Twitter-Account der bayerischen Polizei handelt.
Im Laufe des Vormittags will sich die Polizei um eine Verifizierung durch Twitter bemühen. Ob das so schnell geht? Beim Schreiben dieses Blogposts fehlte noch immer der blaue Haken. Von mehreren Seiten kam die Bestätigung, dass es sich wirklich um einen offiziellen Account der Polizei handelt. Es ist der Einsatzkanal der bay. Polizei. „Nur in Einsatzlagen aktiv. Keine Anzeigenaufnahme! Keine 24/7 Überwachung! In Notfällen immer die 110 wählen!“
Und dennoch: Hier muss sich der Freistaat Bayern besser aufstellen. So eine Unsicherheit bei den Bürgern darf auf keinen Fall vorkommen. Die Diskussionen um die nicht verifizierte Adresse sowie um das Web.de-Konto füllen das Netz. Wir Bürger wollen unsere Polizei unterstützen. Doch hier muss das Innenministerium auch die technischen Voraussetzungen schaffen. Social Media ist keine neue Erfindung.
Ich bin viel in der Ausbildung von Polizisten unterwegs. Immer wieder höre ich die schlechte technische Ausstattung bei den Beamten. Bitte stellt diesen Misstand schnell ab.
Schlagwörter: Attentat Ansbach, Einsatzkanal der bayerischen Polizei, Freistaat Bayern, Innenministerium, Krisenkommunikation, OEZ, Polizei München, Twitter
25. Juli 2016 um 11:30 |
Es stellt sich zudem die Frage, ob solche an sich sinnvollen Posts nicht im Gegenteil die Bevölkerung eher noch animiert, Bilder und Videos vom Tathergang anzufertigen, was ja bislang von der Polizei und mit Recht vehement bekämpft wurde.
Jetzt könnte man ja auf den Trichter kommen, erst mal der Polizei das Material schicken und es dann doch irgendwann selbst zu veröffentlichen…
26. Juli 2016 um 18:09 |
Super Matthias; Du triffst den Nagel auf den Kopf !!! Hoffentlich wirkt es bei den Verantwortlichen; leider gehört ein Teil davon immer noch zu den Ewig-Gestrigen. Das traurige aktuelle Geschehen wird hoffentlich seine Wirkung bei diesen Leuten zeigen.