
Wie wichtig eine gute Vorbereitung und Planung für PR und ÖA ist, zeigte sich unlängst bei einer Aktion für den Landesinnungsverband Friseure & Kosmetiker Bayern. Meine Gattin ist Geschäftsführerin dieses Arbeitgeberverbandes und sie bekam über ein Vorstandsmitglied eine Einladung nach Berlin. Dort findet vor der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages ein Wirtschaftsgipfel unter dem Motto „Wir hören zu“ statt.

Wir diskutierten die Möglichkeit und kamen überein, dass das Friseurhandwerk noch mehr in der politischen Öffentlichkeit gehört werden sollte. Ich arbeite nebenbei für den Verband und ich bin davon überzeugt, dass wir in gutem Kontakt mit der Politik stehen, aber so eine Chance sollte sich das bayerische Friseurhandwerk nicht entgehen lassen. CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sowie viele konservative Bundestagsabgeordnete sind auf der Veranstaltung, so dass hier die bayerischen Friseure mit ihren Forderungen Flagge zeigen sollten.
Wir setzten alle Hebel in Bewegung, damit wir nicht nur nach Berlin reisen, sondern auch sprechen könnten. Viele Mails und Telefonate mit den Büros der MdB waren notwendig, viele Kontakte wurden aktiviert.
Parallel liefen die Vorbereitungen für das Statement meiner Gattin. Wir diskutierten, verwarfen, rangen um Positionen. Was ist zuviel, was ist zuwenig? Ist es zu lang? Kann sie die Aufmerksamkeit der Politiker auf sich und damit auf die Forderungen der Friseure lenken? Und sollten wir uns einen Aufmerksamkeitsgag erlauben?

Nachdem in den vergangenen Wochen im ganzen Land Proteste der Landwirtschaft zu verspüren waren, setzten wir auf diese Karte. Meine Frau beschloss mit einem Traktor auf die Situation der mittelständischen Friseure aufmerksam zu machen. Natürlich nicht mit einem echten Traktor, Bulldog, Trecker oder Schlepper, sondern wir entscheiden uns, einen Traktor als Luftballon in den Versammlungsort, das Paul Löbe Haus nach Berlin mitzubringen. Zur Info: Der Sozialdemokrat Paul Löbe wirkte als Mitglied der verfassungsgebenden Nationalversammlung an der Weimarer Verfassung mit. Löbe war überzeugter Europäer mit hohem Engagement für die Einigung Westeuropas und die Wiedervereinigung Deutschlands.
Meine Frau kaufte im örtlichen Ballonladen einen Traktorballon und übers Netz eine Ballonpumpe. Während wir auf grünes Licht aus Berlin warteten, arbeiteten wir an dem möglichen Statement. „Bei den (Corona-)Auflagen die Ersten, bei den Hilfen die Letzten, brauchen Friseure Traktoren, um gehört zu werden?“ Wir organisierten die Reise in die Hauptstadt mit dem ICE. Der Bahnstreik war erst wenige Tage vorüber. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.
Ursprünglich war gedacht, die Stichpunkte des Statements am iPad vorzutragen, wenn meine Frau zu Wort kommen sollte. Auf der Fahrt nach Berlin mit dem Sprinter diskutierten wir das Vorgehen nochmals und sahen die Gefahr, dass es ein Standmikro sein könnte und damit kein Platz für das iPad vorhanden ist. Also schrieb sich meine Frau Stichworte auf nummerierte Stichwortkarten und ging die Rede immer wieder durch.


In Berlin schnell das Hotel bezogen, frisch gemacht und umgezogen. Die Gattin entschied sich für einen grünen Blazer in der Hoffnung, dass die Masse der (männlichen) Besucher der CDU/CSU-Veranstaltung im grauen Zweireiher erscheinen würde. Da sticht die Farbe wunderbar heraus und fällt richtig auf. Zudem rechneten wir damit, dass die Masse der Besucher männlich sein würde und damit stiegen die Chancen auf einen Redebeitrag als Frau.
Ich begleitete die Gattin zum Paul Löbe Haus neben dem Reichstag. Es war schon eine lange, graue Schlange der üblichen Lobbyisten und Interessensverteter anwesend. 700 Vertreter waren angemeldet, die sich alle für wichtig empfanden und zumeist auch etwas sagen wollten. Die Gattin reihte sich in die Schlange ein und ich kehrte ins Hotel zurück, weil ich zur gleichen Zeit ein Online-Seminar halten musste. Ich drückte ihr noch eine Weitwinkelkamera in die Hand, eine Insta360, um den möglichen Redebeitrag irgendwie mitzufilmen. Wir brauchten ja einen Tätigkeitsnachweis und mögliches Material für die Öffentlichkeitsarbeit des Landesinnungsverbandes.



Nach der Sicherheitskontrolle, bei der der Gattin allerdings der Luftballon abgenommen wurde und damit der Einstiegsgag geplatzt war, gab sie ihre Redemeldung ab und wartete. Sie ergatterte einen Platz in der zweiten Reihe zwischen zumeist grauen Männern. Ein paar Fotos hier, ein paar Selfies da und die Nervosität stieg. Und hurra, die Entscheidung ist gefallen: Sie sollte die zweite Rednerin sein. Damit hatte sie und das Friseurhandwerk die geballte Aufmerksamkeit der politischen Vertreter auf ihrer Seite. Sie gab ihr Statement ab und filmte es etwas unglücklich von unten, aber besser als gar nicht.
Die örtliche Stimmkreisabgeordnete Katrin Staffler machte ein Foto von meiner Frau in ihrer grünen Jacke, wie sie von einer Kamera gefilmt wurde. Starkes Foto und danke für das Überlassen des Bildes.
Nach zwei Stunden und zahlreichen Reden war die Veranstaltung zu Ende. Die Wortbeiträge gingen wohl in das Mittelstandsprogramm der CDU/CSU ein, das einige Tage später veröffentlicht wurde. Nachts stellten wir unseren Film auf den YouTube-Kanal des Verbandes. Leider die Perspektive von unten und auch der Ton war nicht übermäßig gut. Aber die Verantworten bei der CDU/CSU hatten die Rede in perfekter Qualität mitgefilmt und wir capturten noch nachts das Material und setzten es in der Kommunikation ein. Das WLAN im Hotel arbeitete hervorragend.

Per Newsletter ging die Meldung an die Mitglieder der bayerischen Friseurinnungen, der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks nahm es in seinen Newsletter auf und die Fachmedien im Friseurhandwerk verbreiteten die Botschaft. Es kam Lob von vielen Seiten und die Aktion war dank einer guten Vorbereitung ein Erfolg. Nun muss sich eigentlich nur noch die Politik für das Friseurhandwerk ändern. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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