Als Bahnfahrer kann ich euch nur raten: Der erste freie Platz ist der richtige Platz. Es klingt komisch, ist aber absolut richtig und ein wichtiger Rat.
Ich fahre sehr viel mit der Deutschen Bahn. In der Regel reise zu meinen Seminaren mit der Bahn an. Das hat verschiedene Gründe: Gesundheit, Stress, Kosten, Umwelt – aber ich kann euch sagen: Bahnfahren ist kein Zuckerschlecken.
Es beginnt schon beim Einsteigen. Wenn ein ICE neu eingesetzt wird, dann werden die Abteile zunächst gereinigt. Fleißige Bienchen von der Bahn räumen den Dreck weg, den Bahngäste liegen gelassen haben. Interessant ist, dass kein Gast den ich zuhause habe, seinen Müll bei mir liegen lässt. Bei der Bahn lassen die so genannten Gäste ihren Müll zurück. In den dafür vorgesehenen Behältern wäre es kein Problem, aber so manche hinterlassenen Sitze sehen schon interessant aus.
Der Spaß Bahnfahren beginnt also vor der Reise. Während das Schild „Wir reinigen“ am Eingang steht, drücken so manche Reisende wie wild auf den grünen Öffnungsknopf am Wagon. Es passiert nichts, außer dass die Reisenden nervös werden und zur nächsten Türe rennen. Gleiches Spiel.
Wenn sich die Türen öffnen, bitte sofortigen Blick auf das Display über den Sitzen. Wenn die Bahn fit ist, werden vor Reisebeginn die Reservierungen dort angezeigt. Und wenn ein Platz nicht reserviert ist, dann gilt mein Eingangsrat: Der erste freie Platz ist der richtige Platz.
In meiner Jugend war dies noch anders. Als ich mit meiner Mutter als kleiner Bub mit der Deutschen Bundesbahn gereist bin, haben wir erst geschaut, welcher Platz uns am besten gefällt: Ist der Blick aus dem Fenster schön? Sitze ich in Fahrtrichtung? Dies spielt heute keine Rolle mehr. Der erste freie Platz ist der richtige Platz. Die Bahn ist zu Stoßzeiten rappelvoll. Die freien Plätze sind begrenzt. Eine Reservierung für 4,50 Euro sehe ich oft nicht ein – außer bei Langstrecken. Bahnfahren kann zum Stress werden. Obwohl ich den Bahncomfort-Status habe, ist es nur mit Androhung von Gewalt möglich, Leute von den BC-Plätzen zu vertreiben. Da kann ich ein wirklicher Assi sein.
Wenn man dann Platz genommen hat, gilt es einen USB-Strom-Verteiler in die Steckdose zu packen und seinem Sitznachbar Strom zu Verfügung stellen. Strom im Zug ist wichtig und wer einen Verteiler hat, sollte ihn benutzen – so will es das Gesetz unter digitalen Nomaden.
Und soll ich euch sagen, auf wen ich aggressiv reagiere? Auf diese Rücksackträger, die in den engen Gängen der zweiten Klasse (dort findet ihr mich) sich hin und her bewegen. Immer wieder habe ich den Rucksack in der Fresse, weil sich diese Grobholze umdrehen müssen, ob ihr Kompanion noch hinter ihnen ist. Wo soll er denn sein? Oder man wendet sich um mit den Sätzen wie „heute ist aber voll“ oder „wo ist denn Platz 67?“ Diese Typen nerven. Mit ihren Rucksäcken reißen sie mein iPad herunter, dass ich auf den Klapptischen aufgebaut habe oder ich bekomme den Rucksack ins Gesicht und meine Brille fliegt durch die Weltgeschichte. Ich gehe also in Deckung, wenn ein Rucksackträger den Wagon betritt.
Schlagwörter: Bahncomfort, DB, Deutsche Bahn, Deutsche Bundesbahn, Eisenbahn, ICE, Platzreservierung, Reservierung, Rucksack, Steckdose im Zug, Wagon, Zugfahren
26. März 2018 um 7:29 |
Und genau deshalb sitze ich lieber am Fenster als am Gang…
26. März 2018 um 7:38 |
Der kleine Aufpreis für die 1. Klasse nehme ich gerne in Anspruch. Das macht es nochmals deutlich entspannter. 🙂
26. März 2018 um 7:42 |
Der „kleine“ Aufpreis kostet 2000 Euro bei der BC100 – das bekomm ich nie rein
28. März 2018 um 0:11 |
Diese Melancholie, diese Poesie der Erlebens. Bei einem Eis im Sonnenschein käme das alles nicht zustande. Nicht in dieser Intensität. Auch deshalb lohnt es, mit der Bahn zu fahren.
29. März 2018 um 8:55 |
Für €4,50 spare ich mir den kompletten beschriebenen Stress und konzentriere mich auf die Arbeit, die Aussicht oder ein gutes Buch.
Nervig finde ich da eher die Sitz-Nomaden, die sich durch die Tür drängen, um als Erste den einzigen freien Platz zu erreichen (von dem sie dann oft vom reservierenden Gast verscheucht werden), oder der Reihe nach dieselbe Frage stellen: „Ist der Platz noch frei?“. Das Reservierungs Display über dem Sitz könnte sich ja irren.
29. März 2018 um 8:56 |
Grundsätzlich hast du recht mit den 4,50 Euro, aber ich muss oft nur eine Stunde fahren (München – Nürnberg), da bin ich zu geizig.