Es war ein genialer, kulinarisch absolut hochwertiger Abend und wurde am Ende dann versaut. Ich spreche von meinem Besuch des Sternerestaurants Nobelhart & Schmutzig in der Berliner Friedrichsstraße 218. Das Speiselokal gilt im Moment als einer der angesagtesten Locations in der Hauptstadt und nach einer gelungenen #rpTEN gönnte ich mir den Besuch.
Schon von außen zeigt sich Nobelhart & Schmutzig von der ungewöhnlichen Seite.
Zwei große Schaufenster: Das eine mit einer Büste mit T-Shirt samt Aufschrift: Who the fuck is Paul Bocuse? Wir Genießer wissen ja, Bocuse gilt als einer der besten Köche des 20. Jahrhunderts. Sein Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges wird seit 1965 ohne Unterbrechung mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. 1989 wurde er vom Gault-Millau zum „Koch des Jahrhunderts“ ernannt. Also Berlin provoziert mit dieser Aussage wunderbar und schraubt meine Erwartungen auf das Sternerestaurant Nobelhart & Schmutzig noch mehr hoch.
Im anderen Schaufenster finden sich leere Weinflaschen, auch ein Statement der Provokation. Um in das Speiselokal zu gelangen, muss der Gast klingeln. So spart man sich den Service und wenn es im Restaurant hoch her geht, steht der Gast auch schon ein bisschen vor der Tür (selbst erlebt am Abend). Berliner Flair für den einen, schlechter Service für den anderen – Kostenoptimierung für den Wirt.
Zusammen mit meinem Kollegen Thomas Gerlach nehme ich an der Bar Platz. Die Stühle sind eine moderne Form des Captain Chairs. Für mich ist der Platz ideal, weil er den Blick auf die Küche freigibt. Vor mir ein Holzmesser, Serviette und die Menükarte. Es gibt nur ein Menü und es kostet 80 Euro.
Zudem war das Team des Abends mit Namen abgedruckt, verbunden mit der Bitte sein Mobiltelefon auf stumm zu stellen und es in der Tasche zu lassen. Naja, ich geb zu, ich hab vom Essen ein paar Bilder gemacht. Telefoniert habe ich in diesem Genusstempel freilich nicht. Die Speisen werden wunderbar präsentiert und es schmeckt wirklich göttlich. Die Ideen sind witzig und provokant. Die Küche ist wundervoll einfach, ohne Schäumchen und Firlefanz und es schmecke absolut fantastisch.
Es beginnt mit Kohlrabi von Roberto Vena.
Weiter geht es mit Radieschen von Grete Peschke.
Gefolgt von Hartweizengrieß Sironi Brot und Rohmilchbutter aus Stettin/Polen.
Sehr gut der Ike jime Saibling mit Zwiebel und Dill von den Müritz Fischer.
Nackthafer mit Ziegenfrischkäse und Sauerampfer von Olaf Schnelle.
Köstlich ist der Spargel mit Knoblauchrauke und Quark vom Spargelhof Syring.
Geschmeckt hat auch das Lamm mit Bärlauch vom Müritzhof.
Eine Wohltat sind Kartoffel mit Blutwurst und Senf von Roberto Vena.
Sehr fein sind Rhabarber mit Weizengras und Kirschpflaumblüten der Familie Pütz.
Zum Abschluss gibt es Milch, Sanddorn und Petersilie vom Fläminger Genussland.
Ein Nussgebäck mit Berberitzen aus Potsdam gibt es für den Nachhauseweg.
Bis dahin bin ich komplett begeistert von Nobelhart & Schmutzig. Großen Respekt für die gelungene Küche. Selten so ungewöhnlich gut gespeist, großes Kompliment an die Küche für die Ausführung und an den Küchenchef für die Ideen.
Doch dann ärgere ich mich, als es ans Zahlen ging. Die Serviceleitung bringt uns die Rechnung. Obwohl wir getrennte Rechnungen verlangen, bekommen wir eine Sammelrechnung. Da stutzen wir zum ersten Mal.
Richtig stutzen wir dann als auf der getrennten Rechnung ein Aperitif und eine Weinbegleitung berechnet war, die ich gar nicht verköstigt hatte oder bestellt hatte. 70 Euro sollte der Spaß kosten. Als wir reklamieren, bekommen wir ohne ein Wort der Entschuldigung (!) die richtige und korrekte Rechnung.
Freunde, so was darf in einem Sternerestaurant nicht passieren. Als Kunde von Nobelhart & Schmutzig ärgere ich mich maßlos über so ein schlechtes Verhalten der Serviceleitung. Jetzt sagt man, Berlin sei anders. Aber das ist mir in diesem Falle egal. Als Kunde in so einem Hause, erwarte ich korrekt bedient zu werden. Ich will es dem Hausherrn gerne persönlich sagen, aber er ist leider nicht greifbar. Die Küche hat gerade richtig Stress, der Laden ist voll.
Das Essen war absolut empfehlenswert, der Service am Ende war grausam und so soll jeder selbst entscheiden, ob er Nobelhart & Schmutzig besucht.
Schlagwörter: Berlin, Fläminger Genussland, Friedrichsstraße 218, Müritz Fischer, Müritzhof, Nobelhart & Schmutzig, Olaf Schnelle, Paul Bocuse, Roberto Vena, rpTEN, Speiselokal, Sternerestaurant, Thomas Gerlach, Weinbegleitung
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