Enttäuschend: Sonderausstellung „Schaufenster Robotik“ im Deutschen Museum

Um es klar vorweg zu sagen: Ich bin enttäuscht von der Sonderausstellung „Schaufenster Robotik“, die noch bis 2011 im Zentrum Neue Technologien des Deutschen Museums München läuft. Bei dieser Sonderausstellung handelt es sich um einen Raum mit ein paar interessanten Exponaten, aber lieblos präsentiert und voller Lücken.
Ich bin ein Fan des Deutschen Museums und unsere Familie ist auch Fördermitglied, weil ich es für wichtig und richtig halte, Wissenschafts- und Technikgeschichte der breiten Masse zugänglich zu machen. Die Technikfeindlichkeit in diesem Land ist zu groß.
Aber diese Sonderausstellung ist hingeschludert. Die Geschichte der Robotor reicht lange zurück, bis ins 16. Jahrhundert. Gerne wird Rabbi Löw und sein Golem als eine der Geburtsstunden der Robotik genannt. Hier hätte das Museum ein paar schöne Aushangfotos oder Filme anbringen können, aber nichts. Es gibt eine Tafel und das war es auch schon. Ach ja Filme: Es gibt Klassiker des SF-Films, bei denen Roboter eine tragende Rolle spielen: Jeder kennt R2D2 oder C3PO, aber auch „Robocop“, Sonny aus „I Robot“, GoRT vom „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ oder die Klassiker Robby aus „Alarm im Weltall“ oder Colossus aus dem gleichnamigen Film oder sondern WOPR aus „War Games“.
Künstliche Wesen haben die Fantasie der Menschen von alters her beflügelt. In den 1960er-Jahren wurden die Vorstellungen über Roboter in Form des Industrieroboters erstmals realisiert. In der Industrie übernahmen sie schwere oder gesundheitsschädliche Arbeiten. Als so genannte Jobkiller wurden sie aber auch zum Dreh- und Angelpunkt der gesellschaftlichen Diskussion. Mittlerweile sind Roboter aus der industriellen Fertigung nicht mehr wegzudenken. Sie sind aber auch auf dem Vormarsch in nichtindustrielle Bereiche, wie in das Reinigungsgewerbe, die Medizin oder den Sicherheitsbereich. Zu den Einsatzmöglichkeiten im Büro, bei Kranken- und Altenpflege sowie in Haushalten wird intensiv geforscht. Das Deutsche Museum zeigt eine Auswahl von Robotern aus historischen und aktuellen Anwendungsbereichen, aber die Auswahl ist eher bescheiden.
Mir ist es unverständlich, dass im Kinderreich im Keller ein wunderbarer Industrieroboter Autos zusammenbaut und in der Roboterausstellung die meisten Exponate ausgeschaltet herumstehen. Ausnahme waren die Staubsaugrobbis von Kärcher. Ich vermisse leider die iRobots von Roomba. Ein Aibo von Sony lag in der Ecke und in der Vitrine standen ein paar Spielzeuge wie der aktuelle Dino von Pleo, eine schöne Robo-Katze von Yume Neko oder Wowwee-Toys.
Ich hätte so gerne den Fußballroboter Franz in Aktion gesehen, er von 2004 bis 2007 im Team der Uni Freiburg spielte und am Robocup teilnahm. Mehr Liebe, mehr Emotionen hätten dieser kleinen Sonderausstellung gut getan. Mir kommt es lieblos vor. Hier ist mehr drinnen und von einem Technikmuseum wie dem Deutschen Museum erwarte ich da deutlich mehr. Schade.

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5 Antworten to “Enttäuschend: Sonderausstellung „Schaufenster Robotik“ im Deutschen Museum”

  1. Avatar von Dr. Frank Dittmann Dr. Frank Dittmann Says:

    Sehr geehrter Herr Lange,
    Sie sprechen eine wichtige Frage an: Was ist eine Ausstellung? Und: Wie unterschiedlich dürfen Ausstellungen im Deutschen Museum sein? Die Präsentation zur Robotik ist keine Ausstellung im eigentlichen Sinne sondern ein Schaufenster. Und dieser Name ist nicht zufällig gewählt: Auch beim Kaufhaus ermöglicht das Schaufenster einen kurzen Einblick, für das volle Sortiment muss man hineingehen. Auf die Ausstellung übertragen, verschafft das Schaufenster Robotik einen Eindruck des derzeitigen Standes der Objektsammlung (nicht des Fachgebiets Robotik!), die Präsentation des Inhalts muss einer späteren Ausstellung vorbehalten bleiben.
    Nun stellt sich die Frage, warum das Deutsche Museum Ausstellungen anbietet, die keine sind. Die Erklärung liegt in einer ganzen Reihe von Gründen. Da ist zunächst die Brandschutzsanierung, zu der das Deutsche Museum verpflichtet ist. Der jetzige Ausstellungsraum des Schaufensters wird voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren entsprechend saniert. Weiterhin ist das Sammeln von Objekten zur Robotik ist keineswegs einfach, sondern sehr langwierig. Es ist gar nicht so selten, dass wichtige Teile eines Roboters von der nächsten Generation von Studenten für Ihre Projekte genutzt werden, was bei den Preisen dieser Komponenten durchaus verständlich ist. Aber ein Museumsobjekt soll selbstverständlich nicht „ausgeschlachtet“ sein. Ein entscheidendes Problem ist die Funktionsfähigkeit. Im Grunde kann man davon ausgehen, dass der Roboter kaum noch von jemand in Betrieb gesetzt werden können, wenn die studentischen oder inzwischen promovierten Mütter und Väter ihren Weg in die Praxis außerhalb der Hochschulen und Universitäten gefunden haben. Als einzige Lösung bleibt, die Präsentation von Filmen, was sehr unbefriedigend ist.
    Als die Entscheidung anstand, den Raum, der für das Schaufenster genutzt, frei zu lassen oder für eine relativ preiswert Präsentation von attraktiven Objekten zu nutzen, fiel die Wahl auf letzteres. Wir wollten nicht warten, bis der Raum saniert damit einer „richtigen“ Ausstellung zu Verfügung steht, sondern wir wollten den Besuchern in einer vorläufigen Schau „Schätze aus dem Depot“ zeigen. Daß der Preis die Qualität der Präsentation sein würde, war klar. Insofern sind alle Ihre Kritikpunkte völlig einleuchtend. Die Erklärung der Umstand kann den offensichtlichen Mangel nicht beseitigen, gibt aber vielleicht doch ein wenig Einblick in die Hintergründe.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Dr. Frank Dittmann

  2. Avatar von redaktion42 redaktion42 Says:

    Gerne biete ich Ihnen meine Unterstützung an.

  3. Avatar von Manfred Krönauer Manfred Krönauer Says:

    Ich habe die Ausstellung ebenfalls kürzlich besucht und fand sie sehr gelungen. Man muss nur damit rechnen, dass die Veranstalter keinen rein wissenschaftlichen Anspruch haben, sondern de Publikum auch Unterhaltung bieten wollen. Das ist ihnen gelungen, wie ich finde!

    • Avatar von Dodo Dodo Says:

      Ich habe die Ausstellung kürzlich mit meinen Kindern besucht und wir waren enttäuscht. Unter gelungener Unterhaltung verstehen wir etwas anderes. Nach intensivem Studium der Was-ist-was-DVD zum Thema brannten die Kinder darauf, die Roboter in echt zu sehen. Aber natürlich erwarteten wir, mehr als einen Saugroboter im Einsatz zu erleben. Der dreht schließlich in unserer technikverrückten Familie ohnehin regelmäßig seine Runden. Welche Faszination übte früher der Industrieroboter im Kinderreich auf uns aus. Immer wieder mussten wir anschauen, wie er den Autositz geschickt und exakt in das Chassis einsetzte. Wenn das „Schaufenster“ Robotik schon keine Roboter in Aktion vorsieht, hätte man die Ausstellung zumindest mit Filmen z.B. über den RoboCup oder den Einsatz von Assistenzrobotern anreichern können.

  4. Avatar von Smirne76 Smirne76 Says:

    Ich habe die Ausstellung, das Schaufenster, oder wie man es auch immer nennen mag heute gesehen und bin sehr enttäuscht. Lieblos hingestellte Objekte, mit wenigen Zeilen Text, bin ich vom Deutschen Museum weder gewohnt noch wird es dem Anspruch des Museums, Technik erlebbar zu machen, gerecht. Man merkt dem „Schaufenster“ deutlich das an, was Herr Dr. Dittmann im Kommentar erwähnt hat: man wollte einfach einen leeren Raum füllen. Und genau das ist geschehen. Ein weißer, ungestalteter Raum mit Exponaten.

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