Peter Ramsauer – der Mann spricht deutsh

Man spricht deutsh – dieser Polt-Film von 1988 kam mir in den Sinn als ich von der jüngsten Aktion unseres Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer hörte. Anstatt um sich um die massiven Probleme der Deutschen Bahn zu kümmern, die bundesdeutschen Straßen auszubessern, Maut einzutreiben oder Straßen einzuweihen kümmert sich der einst schönste Mann des Deutschen Bundestages um die deutsche Sprache. Das ist lobenswert, bedient aber wieder mal nur eine gewisse Wählerklientel. Ramsauer will durchsetzen, dass in seinem Ministerium und bei der Bahn die deutschen statt den englischen Ausdrücken verwendet werden, also Fahrschein statt Ticket oder Klappcomputer statt Laptop.

Damit greif er eine Initiative des SPD-Bundestagspräsidenten Wolfgang „Zottel“ Thierse auf, der den Verfall der deutschen Sprache bereits im November 2005 beklagte. Grundsätzlich haben Thierse und sein Anhänger Ramsauer recht: Wir müssen uns um den Erhalt unserer Sprache kümmern. Das hat nichts mit Deutschtümelei zu tun.

Jetzt kommt sicher einer auf die Idee, auch andere Wörter zu streichen: Durch die Napoleonische Zeit haben wir in Bayern viele Wörter der Franzosen, für die es schöne deutsche Wörter gibt: So legt sich Peter Ramsauer aufs Canapé statt aufs Sofa, öffnet sein Portemonnaie statt seinen Geldbeutel oder läuft auf dem Trottoir statt auf dem Gehweg. Leute, ich kann das ganze Gerede nicht mehr hören. Ich bin nicht Politikmüde – gewiss nicht, aber ich bin Politkermüde.

Gleichzeitig müssen wir in einer globalisierten Welt – und das haben uns diese Politiker auch eingebrockt – auch globalisiert denken. Dies ist derzeit nun mal Englisch. Zwar spricht unser Außenminister kein Englisch, aber mein Sohn wird in der dritten Klasse laut Lehrplan gezwungen Englisch zu lernen. Dabei sollte der kleine Mann vielmehr den Umgang mit seiner Heimatsprache lernen.

Für viele bei uns auf dem Land ist Deutsch die erste Fremdsprache nach ihrem Dialekt.

Interessant wird es, ob Ramsauer wirklich statt SMS jetzt Kurznachrichtendienst oder für den CD-Player nun Kompaktschallplattenspieler sagt. Wie wäre es mit Lichtabtaster statt Scanner und wie wäre es, wenn man einfach mal seine Aufgaben als Politiker macht und nicht so einen Quatsch verzapft?

 

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4 Antworten to “Peter Ramsauer – der Mann spricht deutsh”

  1. Avatar von Michael Michael Says:

    Wie wahr, wie wahr, viele Politiker kümmern sich um andere Sachen, um von ihren Bereichen abzulenken.
    Schade, so Vollblutpolitiker wie Helmut Schmidt sind rar geworden.

  2. Avatar von Barbara Fürbeth Barbara Fürbeth Says:

    Auch wenn wir in einer globalisierten Welt leben, müssen wir noch lange nicht das Deutsch verdrängen und für deutsche Begriffe englische Wörter verwenden. Warum kann man nicht vom Ausverkauf oder Räumungsverkauf sprechen, warum liest man überall „Sale“? Auch einen „Coffee to go“ halte ich für lächerlich, ein „Kaffee zum Mitnehmen“ tut es auch. Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung, dass am Starnberger See ein Kaiserin Elisabeth Museum eröffnet wurde. Man versuchte u.a., die Atmosphäre von damals, die gute alte Zeit, einzufangen. Und wo kann sich der Besucher informieren: am Info-Point!!!!!! Das ist abartig! Dagegen lästere ich seit Jahren. Deutsch ist die Sprache der Dichter und Denker und wir sollten sie nicht mit Anglizismen kaputt machen. Es gibt für viele englische Begriffe das entsprechende deutsche Wort, das wohlklingender und aussagekräftiger ist. Hierzu empfehle ich wärmstens das Buch von Wolf Schneider: Speak German – Warum Deutsch manchmal besser ist, 2008 als Taschenbuch im Rowohlt Verlag erschienen.

  3. Avatar von Frank Blome Frank Blome Says:

    Überlasst es doch den Leuten, wie sie sich ausdrücken wollen. Solange ein respektvoller Umgang miteinander praktiziert wird, wird sich am Ende das durchsetzen, was den geringsten Widerstand bei den Menschen erzeugt, sprich, was praktisch ist.

    Und wenn Herr Ramsauer sich um die deutsche Sprache kümmert, dann verstehe ich das auch so wie Michael, drücke es nur drastischer aus: Er ist nicht fähig, seine Aufgaben – insbesondere in Verbindung mit der DB – nachzukommen. Und damit das nicht auffällt, lenkt er ab.

  4. Avatar von K. K. Says:

    Hallo Matthias,
    ich kenne Dich zwar nicht, finde Deine Ansicht zu Ramsauers Sprachsorgen aber klasse. (Genau wie den Seitenhieb auf unseren Außenminister, übrigens). Die Leute regen sich über englische Wörter auf, aber verwenden munter all die lateinischen und französischen Begriffe, die vor Jahrhunderten in unsere Sprache eingesickert sind – und davon ist unsere gute deutsche Sprache ja erwiesenermaßen auch nicht untergegangen…

    K.

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