Ich glaube an Social Media, aber ich glaube nicht an jede Plattform. Daran muss ich immer denken, wenn ich die neuen Schlagzeilen über den Bildungsstand der Social Media Commuinitys lese. Diese Schlagzeilen gehen den Kritikern von Social Media runter wie Öl. So besagen sie ganz pauschal, dass Social Media User schlecht gebildet sind. Ich entgegne hier lapidar. Einfach mal die Klappe halten und den Kopf einschalten. Aber wie üblich labbern Leute mit, die sich wunderbar mit Halbwissen umgeben.
Wie sagte es Churchill? Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hat. Nun, ich werfe den jüngsten Studien der AGOF und der ARD-ZDF-Online-Studie nicht Fälschung vor, doch ggf eine gewisse subjektive Auswahl. Sie haben den Bildungsstand der User von VZ, Lokalisten und Wer-kennt-wen untersucht. Heraus kam: Die User sich schlecht gebildet, aber sie sind zumindest berufstätig.
Gleich vorweg: Zu Wer-kennt-wen kann ich keine Aussage machen. Diese Plattform spielt bei uns in Bayern eine untergeordnete Rolle. Aber ich stelle auf meinen zahlreichen Seminaren und Vorträge rein subjektiv fest: VZ-Netzwerke verlieren massiv an User. Alles wandert zu Facebook. „Warum soll ich die schlechte Kopie nutzen, wenn das Original weitaus besser ist“, sagte mir eine Seminarteilnehmerin. Der Stern von VZ ist im Sinken. Die fitten, aktiven User haben dies erkannt und wechseln zu Facebook. Der Rest bliebt. Wer geistig nicht mobil ist, der bleibt am Alten haften. Und wir wissen ja: Das einzig Beständige im Web ist die Veränderung. Und bei den Lokalisten sind in der Regel die Partygänger und viele Selbstdarsteller aktiv. Wenn ich abends jemanden treffen will, dann bin ich gut bei den Lokalisten aufgehoben.
Die neuen Studien geben Auskunft darüber, wer die besagten Netzwerken nutzt. So ist der Großteil der User in allen drei Netzwerken berufstätig. Bei den Lokalisten befinden sich 25.7 Prozent noch in der Lehre, der Schule oder im Studium, 62,2 Prozent sind berufstätig und nur 12,1 Prozent sind Rentner oder nicht berufstätig. Die Zahlen für Wer-kennt-wen.de sind ähnlich: 20 Prozent sind in der Ausbildung, 67,1 Prozent gehen einem Beruf nach und 12,9 Prozent sind nicht berufstätig. Nur bei den VZ-Netzwerken mit dem SchülerVZ und dem StudiVZ verschieben sich die Verhältnisse ein wenig. Demnach sind dort 37,5 Prozent in der Ausbildung, nur 48,3 Prozent sind berufstätig und immerhin 14,2 Prozent sind nicht berufstätig.
Diese User von dieser Social Networks sind schlecht gebildet. Bei den Lokalisten haben 35,7 Prozent keinen Schulabschluss oder einen Hauptschulabschluss, 33,8 Prozent besuchen eine weiterführende Schule und 29,5 Prozent haben das Abitur, Fachabitur oder einen Fach- bzw. Hochschulabschluss. Bei Wer-kennt-wen.de: 40 Prozent haben keinen Schulabschluss oder einen Hauptschulabschluss, 32,7 Prozent besuchen eine weiterführende Schule, 27,3 Prozent haben das Abitur, Fachabitur oder einen Fach- bzw. Hochschulabschluss. Bei den VZ-Netzwerken liegen die Verhältnisse verständlicherweise etwas anders. 30,3 Prozent haben keinen Schulabschluss oder einen Hauptschulabschluss, 37,6 Prozent besuchen eine weiterführende Schule und immerhin 32 Prozent haben das Abitur, Fachabitur oder einen Fach- bzw. Hochschulabschluss.
Ich halte die Studien für nett und es lässt sich trefflich darüber streiten. Aber wichtiger wären beispielsweise die Zahlen von Facebook, Twitter oder Xing. Ich bin mir sicher, dort sehen die Ergebnisse komplett anders aus. Irgendwie hatte der alte Churchill doch recht.
Schlagwörter: AGOF, ARD-ZDF-Online-Studie, Bildung, Bildung von Social Media User, Churchill, Fachabitur, Hauptschulabschluss, Hochschulabschluss, Lokalisten, SchülerVZ, Schulabschluss, Schulbildung in Social Media, Social Media, StudiVZ, Twitter, VZ-Netzwerk, VZ-Netzwerke, Wer-kennt-wen, Xing

25. Dezember 2010 um 10:57 |
aber mal ehrlich,was wird sich da“wirk“-lich mitgeteilt- bin seit ca. 4 Wochen dabei, habe auch viele alte- neue Freund-„innen“ wieder gefunden, aber wichtige Botschaften, oder milder ausgedrückt, -interessante- finde ich kaum in diesen Plattformen. Es sprudelt nur so von Banalitäten und Nettigkeiten- vielleicht habe ich ja noch nicht begriffen was das soll, aber mir erschliesst sich der Sinn noch nicht so ganz- Wo driften wir hin, wenn wir unsere Kommunikation auf sms, twittern und faceboken reduzieren. Ich beobachte, daß immer mehr junge Menschen nicht in der Lage sind ein „vernüftiges Gespräch“ zu führen. Allein der Satz „weiß auch nicht“ wird ständig ohne Sinn und Verstand eingebaut. Es ist anzunehmen, daß die Kultur des Briefeschreibens völlig verloren geht…
Schade und Bedenklich weil wir meines erachtens auf diesem Wege immer mehr verblöden.
28. Dezember 2010 um 18:32 |
Stimmer Dir zu. Hat was davon, den Bildungsstand in Bahnhofseckkneipen zu messen und hinterher zu behaupten, dass 92 % aller Gastronomiebesucher kein Abitur besitzen….
lG
Stephan
28. Dezember 2010 um 23:03 |
Ich muss im Wesentlichen schon auch Reinhard Kremmling zustimmen. Natürlich werden über Facebook keine ernsthaften Gespräche geführt. Das ist wohl auch gar nicht der Zweck von Facebook. Nichts kann ein persönliches Gespräch oder Treffen mit Freunden ersetzen. Trotzdem: ich bin auch seit vier Wochen dabei und (als Akademikerin!) zumindest noch im Moment völlig infisziert davon 🙂 ich tausche mich mit Läufern aus, erfahre einiges über Tierschutz und Tierschutzaktivitäten, über alternative Heilmethoden. Alles nur oberflächlich. Aber ich kann mich – wenn mich die Themen interessieren – weiter damit beschäftigen. Jeden Tag bin ich „drinnen“ und freue mich über Nachrichten oder Kommentare. Hätte ich früher nicht gedacht, dass es mir so Spaß machen wird. Von meinen 16 „Freunden“ sind übrigens bis auf zwei oder drei Ausnahmen alles Hochschulabsolventen.