Filmtipp: Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon

Grüner wird’s nicht - samt Filmgespräch mit Regisseur Florian Gallenberger und Darstellerin Monika Baumgartner (r) sowie Marketingsdame Andrea Hailer (l.)

Grüner wird’s nicht – samt Filmgespräch mit Regisseur Florian Gallenberger und Darstellerin Monika Baumgartner (r) sowie Marketingsdame Andrea Hailer (l.)

Oscar-Prominenz bei uns in der Region. Zu einem Kinogespräch zum neuen Film von Florian Gallenberger kam es in meinem Lieblingskino Scala in bayerischen Fürstenfeldbruck. Ich habe über ein Facebook-Gewinnspiel zwei Eintrittskarten gewonnen. So besuchten meine Frau und ich die Vorstellung des Films mit anschließendem Kinogespräch mit Regisseur Florian Gallenberger und Hauptdarstellerin Monika Baumgartner, die beide aus der Region stammen. 

Vielen Dank für die Autogramme - Danke Florian Gallenberger und Monika Baumgartner.

Vielen Dank für die Autogramme – Danke Florian Gallenberger und Monika Baumgartner.

Schön zu sehen, dass der große Saal des Scala Kinos fast komplett gefüllt war. Das Interesse an dem Film und dem anschließenden Gespräch samt Autogramm und/oder Selfie war groß. Und es war auch eine ältere Generation, die nach langer Zeit mal wieder ins Kino ging, wie eine Zuschauerin berichtete. Und diesen Zuspruch braucht Grüner wird’s nicht auch, denn er kann es nicht mit dem Marketing der Blockbuster aufnehmen. Hier haben es die Betreiber das Scala Kino richtig gemacht und setzen auf Mundpropaganda und soziale Netzwerke. „Sagt es weiter, dass euch der Film gefallen hat“, beschwor auch Andrea Hailer von der Marketingagentur Soulkino die Zuschauerinnen und Zuschauer. 

Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon ist für mich eine Art fliegendes Roadmovie, der die Geschichte des mürrischen Gärtners Schorsch (Elmar Wepper) schön erzählt. Er steht an einem Scheideweg im Beruf und Ehe und macht sich rücksichtslos auf den Weg, sich selbst zu finden. Also eine klassische Geschichte eines Roadmovies, wie es Regisseur Florian Gallenberger mir gegenüber im Gespräch bestätigte. Wunderschöne Luftaufnahmen mit einem roten Doppeldecker – nicht wie beim Roten Baron von Pixomondo als VFX entstanden, sondern als Realfilm, zum Teil natürlich auf einer Studiobühne. Der kauzige Elmar Wepper saß selbst in der Maschine, flog freilich nicht. Mit allerlei Studiotricks sah es in dem Greenscreen-Studio so aus, als ob sich das Flugzeug bewegt und sich der Sonnenstand ändert. 

Apropos Elmar Wepper: Er heute in Planegg lebende 74jährige TV-Star spielt sich in die Herzen seiner bayerischen Zuschauer. Ich muss zugeben, dass ich Elmar Wepper als erstes immer mit Pabel Chekov identifiziere, dessen Synchronrolle er in Star Trek sprach. Im gesetzten Alter löste sich Wepper von den TV-Rollen und kann ernsthafte Schauspieler zur Schau stellen: Kirschblüten von Doris Dörries war für mich der Beweis, ebenso Grüner wird’s nicht. Der Film ist auf Wepper aufgebaut und er macht seine Rolle hervorragend. Nicht so perfekt klappte übrigens das Baggerfahren, wie der Regisseur in dem Filmgespräch verriet. Schöne Geschichte, die im Video erzählt wird. 

Gärtners Schorsch, eben gespielt von Elmar Wepper, ist ein autoritärer Patriarch, der an seinen Träumen vorbeilebt. Ehe kaputt, entfremdet von Tochter und Frau, Betrieb ruiniert – und er lässt seine Frau mit den Schulden sitzen und macht sich auf der Suche nach seinen Träumen. Zurückgelassen vom egoistischen Ehemann steht Monika, wunderbar gespielt von Monika Baumgartner, ihre Frau und ordnet die Verhältnisse zu Hause, während Schorsch sein Leben sucht. Naja, aber Monika hat es auch faustdick hinter den Ohren. Kind vom fremden Mann und eine Affäre mit dem Golfplatzbetreiber, der den Familienbetrieb ruiniert hat. Nach Herzschmerz und vielen skurrilen Personen, die zu einem Roadmovie dazugehören, findet jeder seinen Weg. Die Familie bricht auseinander und jeder verwirklicht sich selbst. Schorsch allerdings, so hatte ich den Eindruck, zockt seine Familie gegen Ende nocheinmal ab und bleibt ein Egoist. 

Handwerklich ist der Film sehr schön gemacht. Und die Zielgruppe ist auch ein älteres Publikum, das vielleicht selbst in die Midlife-Crisis geraten war und sich durch Kalendersprüche wie Lebe deinen Traum identifizieren kann. Dazu passt die Machart des Film: Lange Einstellungen, langsamer Schnittrhythmus, großes Schauspielkino – mal dachte ich an das Bayerische Fernsehen. Drei Bundesländer haben den Film übrigens durch ihre Filmförderung finanziert. Und es ist ein unterhaltsamer Film geworden, der zu gefallen weiß. Oscarpreisträger Florian Gallenberger versteht sein Geschäft. Der Planegger ist Professor an der HFF und kann in jungen Jahren schon auf allerhand Kinoerfahrung zurückblicken. Bisher hat mich immer John Rabe von 2009 von ihm fasziniert. Ich freue mich, dass es Leute wie Florian Gallenberger auf dem Regiestuhl gibt. Bitte weiter so – und Scala bitte weiter solche Abende.

Fotoreporter Günter Reger von der örtlichen SZ war auch da und bringt den Abend in die klassischen Massenmedien.

Fotoreporter Günter Reger von der örtlichen SZ war auch da und bringt den Abend in die klassischen Massenmedien.

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