Kino 2014: Das Ende der Filmrolle

Alter Mann vor altem Projektor.

Alter Mann vor altem Projektor.

Kino bedeutete mir einst sehr viel. Es ist der magische Ort, den ich besuchte, wenn ich in andere Welten eintauchen wollte. Viel ist über die Macht des Kinos und der bewegten Bilder geschrieben worden: Eisenstein, Siegfried Kracauer und wie die Filmtheoretiker des vergangenen Jahrhunderts auch heißen mögen. Kino war Magie und diese Magie kam aus dem Projektor. Kino war für mich mit Kinoprojektoren verbunden. Ich durfte einige Male die Filme aus der Kabine des Filmvorführers sehen und es war ein bewegendes Erlebnis, die großen Filmprojektoren mit den 35 mm-Rollen bei ihrer Arbeit zu betrachten, dem Rattern zu lauschen. wenn der Film transportiert wird.

Aber dies ist nun vorbei. Das digitale Zeitalter wird nun auch in den Filmvorführraum endgültig einziehen. Paramount vertreibt seine Filme nicht mehr auf Filmrollen, sondern nur noch als digitales Medium – das heißt Festplatte oder Satellitenlink. Die 35 mm Filmrolle ist tot – möge sie in Frieden ruhen.

Diese Frau lockte mich früher ins Kino.

Diese Frau lockte mich früher ins Kino.

Der Film “Anchorman 2: Die Legende kehrt zurück“ ist zwar filmtechnisch unwichtig, wird aber dennoch Geschichte machen. Es ist der letzte Film von Paramount, der noch auch als 35 mm Kopie ausgeliefert wurde. Dann ist Schluss.

Der anstehende Paramount-Film The Wolf of Wall Street von Martin Scorsese wird nur noch in digitaler Form seinen Weg in die Kinos und damit zum Zuschauer finden. Die Vorteile für den Verleih liegen auf der Hand: Die Distribution und das Rechtemanagement wird leichter. Auch die 3D-Filme sind damit einfacher ins Kino zu bekommen. Filmexperten sagen, dass eine digitale Kopie rund 1000 US-Dollar kostet, während die analoge Filmkopie auf 2000 US-Dollar kommt.

Das Nachsehen haben die Kinos, die nicht in die Digitaltechnik investiert haben. Wer keine digitale Projektion hat, der spielt nicht mehr mit. Der muss jetzt investieren oder er geht pleite. So einfach ist das. Was Paramount vormacht, werden Fox, Sony, Warner und wie sie heißen nachmachen. Ich kenne noch Kinos in Deutschland, die nur klassische Projektoren haben. Diese werde ich noch einmal aufsuchen und mich verabschieden.

Ich erinnere mich noch als ich einmal mit jungen Leuten im Kino war und einen Spielfilm auf Film anschaute. Meine jungen Begleiter waren verwirrt von dem Filmkorn. Sie waren die glatte digitale Präsentation ihrer Blu rays am heimischen Flatscreen gewohnt und reagierten mit Unverständnis auf Filmkorn. Unscharf nannten sie die Projektion. Mir geht es so, wenn ich die alten analogen Folgen von Star Wars mit den neuen digital gedrehten Folgen sehe. Ich empfand dies zunächst als zu glatt, zu rein, zu viel Motion Blur und Global Illumination. Heute habe ich mich daran gewöhnt. Die Zeiten ändern sich.

 

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Eine Antwort to “Kino 2014: Das Ende der Filmrolle”

  1. Liegeradler Says:

    Manchmal vermisse ich die 35 mm-Projektion, in der ich seit der Pubertät tätig war: https://kinogucker.wordpress.com/2015/09/11/die-mysterien-der-klebepresse-oder-warum-wurden-die-filme-immer-kuerzer/

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