Einen gänzlich anderen Weg der Auseinandersetzung mit den Bildern von Metropolis schlug 1984 der Komponist Giorgio Moroder ein. Anstatt eine weitere historische oder kritische Perspektive zu eröffnen, interpretierte Moroder Fritz Langs Vision bewusst als 80-minütiges Bild- und Musikerlebnis. Er kombinierte Standfotos der verschollenen Szenen mit den überlieferten Szenen, so dass die Fehlstellen möglichst verschleiert wurden. Ganze Sequenzen ließ er entsprechend der jeweiligen Atmosphäre einfärben und unterlegte sie mit Synthesizermusik; Songs von Bonnie Tyler, Queen und Jon Anderson unterstreichen die Dramatik der Handlung.
Diese Form der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit historischem Filmmaterial erschloss Fritz Langs Filmklassiker weltweit erstmals einem breiten und vor allem jungen Publikum. Von Archivaren und Historikern kritisch aufgefasst, gab diese Neumontage Film- und Kulturwissenschaftlern gleichzeitig Anlass, über Praktiken historischer Filmaneignung nachzudenken. Filmrestaurierung dokumentiert nicht nur den jeweiligen technischen Stand der fotochemischen oder digitalen Restaurierungstechnik, sondern anhand des Umgangs mit den Lücken der Überlieferung auch die Entwicklung einer Ethik der Restaurierung.
Schlagwörter: Bonnie Tyler, Ethik der Restaurierung, Filmrestaurierung, Fritz Lang, Giorgio Moroder, Jon Anderson, Metropolis, Neumontage, Queen, Standfoto
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