Fehlanzeige: App-Abteilungen in Verlagen

Wann werden es Verlage lernen, dass der Medienwandel kommt? Und zwar mit Riesenschritten. Muss die Auflage noch mehr in den Keller krachen? Ich hatte neulich mehrere Gespräche mit Verlagsmitarbeitern und durfte auch wieder eine Führung durch einen Verlag mitmachen. Stolz zeigte man mir Redaktionen, Anzeigen & Dispo, Grafik und auch die Druckerei. Ich war mächtig beeindruckt – das war ich übrigens vor einem Besuch in einem Dino-Park mit meinen Kindern auch.

Beim Kaffee kamen wir dann ins Gespräch. Ich wollte mehr über den aktuellen Stand der Content-Produktion wissen. Ich fragte in der Grafik und Layout nach, wo denn die Abteilung für App-Produktion sei. Schlagartig verfinsterte sich das Gesicht meines Gesprächspartners. So etwas wie eine App-Produktion habe man nicht. Es gibt zwar einen Leiter von elektronischen Medien, aber zu sagen habe er nix. Wenn an Apps gedacht werde, dann werde so etwas von einem externen Dienstleister erledigt. Um die Kosten zu senken, werde der Copypreis des Heftes erhöht oder die Redaktion weiter beschnitten. App Produktion – wie bitte? Ihr gebt die Zukunft des Verlages an einen externen Dienstleister?

Warum bauen Verlage (ich spreche hier ausdrücklich nicht von allen) nicht Know how im eigenen Haus auf? Solche Abteilungen gehören für mich dazu wie Redaktion oder klassische Grafik. Leider zeigte sich in den Gesprächen, dass die Verantwortlichen immer noch in einer klassischen Print-Welt leben. Und auch ihr Workflow ist noch in der alten Print-Denke verhaftet. Da wird gerne von Online-First gesprochen, doch im Grunde will man dieses elektronische Zeug nicht.

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Gerade lese ich, dass ein alter Mitbewerber konsequent den neuen Weg geht: IDG. Zu meinen Zeiten bei der PC Professionell und der MACup waren wir immer im Wettbewerb mit IDG. Jetzt lese ich, dass die US-Ausgabe des PC World im August die letzte Papierausgabe gedruckt hat. Seit September erhalten die 119000 Abonnenten die elektronische Ausgabe. Und dabei meine ich nicht, eine PDF-Ausgabe des Printtitels, sondern ein neues Medium – ein komplettes digitales Magazin. 200 Seiten mit Interaktivität, 360 Grad-Fotos, Videos und interaktiven Grafiken.

Für mich persönlich steht fest, ich werde mich künftig mehr mit App-Produktion beschäftigen. Der Weg für Verlage ist für mich hier offensichtlich und meine Kunden werden sich freuen.

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2 Antworten to “Fehlanzeige: App-Abteilungen in Verlagen”

  1. Helmut Distl Says:

    Willkommen im Club! Nicht zum ersten Mal wird in den USA der Trend gesetzt. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass auch hier zu Lande dieser Weg erkannt wird. Tatsache ist aber auch, dass Verlage besser beraten sind, zu kompetenten Dienstleistern zu greifen und nicht ihr „eigenes Süppchen kochen“. Das war in den vergangenen Jahrzehnten sowohl in Sachen privater TV-Formate als dann auch bei der Umsetzung von Verlagsportalen (Rubrikmärkte) zu bemerken. Was wurden da für Millionen ver- und begraben. Ich würde mich freuen, mit Ihnen den Dialog dazu persönlich fortzusetzen. Viele Grüße HD

  2. eFlash #40 – Die wöchentliche Geek Rückschau » iFrick.ch - Nothing but Tech Says:

    […] Die Verlage kümmern sich viel zuwenig um ihre Apps meint Matthias Lange […]

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