Halte ich für falsch: Ian Fleming und Agatha Christie sollen sprachlich überarbeitet werden

Ich bin so begeistert, dass mir meine Gattin die James Bond Romane von Ian Fleming in ungekürzter Fassung von Cult geschenkt hat. Die Bücher von Fleming habe ich verschlungen. Jetzt lese ich, dass in Großbritannien die Neuauflage der Bond-Romane entschärft und dem heutigen Geschmack und der Political Correctness angepasst wurden.

„Einige rassistische Wörter, die jetzt wahrscheinlich großen Anstoß erregen“, habe man geändert, gab Ian Fleming Publications (IFP) bekannt, „wobei so weit wie möglich am Originaltext und der Zeit festgehalten wurde“. Ist das schon Zensur oder müssen sich Werke weiterentwickeln? Fakt ist, dass die Fleming Figur ein sexistischer Frauenheld war und die Romane gewalttätig sind und Folterungen enthalten. Sie sind blutig. Das ist Shakespeare auch und niemand würde die Sprache bei Shakespeare entschärfen. Es soll vor allem um de Fleming-Roman Live and Let Die (Leben und sterben lassen) gehen. Wobei ist zugeben muss, dass ich die entsprechenden Passagen in der Neuspeech-Fassung noch nicht gelesen habe.

Die neuen Bond-Romanen sollen einen Warnhinweis enthalten, dass die Romane in einer Zeit geschrieben wurden, als manche Begriffe und Einstellungen alltäglich waren, die heutzutage als problematisch empfunden werden könnten. Damit kann ich gut leben und befürworte dies, aber ich bin gegen eine Änderung der Romane.

Und auch eine andere Dame, die in meinen Bücherschrank einen großen Platz einnimmt, wurde überarbeitet: Agatha Christie.
Ziel sei es demnach gewesen, die Werke von Sprache und Beschreibungen zu befreien, die das moderne Publikum als anstößig empfinde. Die Argumentation kann ich nachvollziehen, teile sie aber nicht.

Der US-Streamingdienst HBO Max hat den Film „Vom Winde verweht“ inmitten der anhaltenden Anti-Rassismus-Proteste in den USA aus seinem Angebot entfernt, da der Klassiker aus dem Jahr 1939 rassistische Vorurteile zeige, erklärte das Unternehmen. Mir hätte es gereicht, dass im Vorspann darauf hingewiesen wird und der Film als Kunstwerk gesehen wird und nicht angetastet werden sollte.

Ich war auch immer dagegen, dass Filme geschnitten werden, was gerade im Horror-Umfeld immer eine starke Debatte ausgelöst hatte. Hier habe ich das Gefühl, dass die Emotionen ruhiger geworden sind, nachdem viele indizierte und geschnittene Filme remastered und ungeschnitten veröffentlicht werden – manches Mal mit kommentierenden Booklet. Auch der grandiose 120 Tage von Sodom von Pier Paolo Pasolini von 1975 in diesem Jahr angeschnitten auf den deutschen Markt kommen soll – und der Film ist wahrlich harter Tobak voller Kritik am italienischen Faschismus.

Ich bin auf eure Meinung gespannt. Ich freue mich, dass ich die Originale von Fleming, Christie und auch Margret Mitchell noch habe – und nein: Ich bin kein Rassist.

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Eine Antwort to “Halte ich für falsch: Ian Fleming und Agatha Christie sollen sprachlich überarbeitet werden”

  1. Winfried Bürzle Says:

    Achtsamkeit, Antirassismus, political correctness in Ehren. Aber Werke umzuschreiben, um sie einer (vermeintlichen?) correctness anzupassen, ist eine unerhörte Anmaßung unter dem Deckmantel des Zeitgeists.

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