Unruhe um Final Cut Pro X

FCP X Fluch oder Segen?

FCP X Fluch oder Segen?

Es ist Unruhe am Editing-Markt zu verspüren. Vor kurzem veröffentlichte Apple sein lang erwartetes Final Cut Pro X und die Resonanz ist gespalten. Ich selbst konnte es noch nicht testen, weil die Software ausschließlich über den App Store vertrieben wird und Apple nicht ausreichend Codes für Pressemitarbeiter zur Verfügung hat.

Die Branche ist sich nicht einig, ob Apple ein großer Wurf gelungen ist oder ob das Thema Pro endgültig dahin ist. Durch den Vertrieb über den App Store ist es mir unklar, wie die Rechnungsstellung mit Mehrwertsteuer aussieht oder wie bei Großkunden zu verfahren ist. Der Freelancer kann sich freuen: Ein Knopfdruck und zack FCP X ist installiert.

Das Herz von Final Cut Pro X ist die Magnetic Timeline, ein Ansatz, Footage-Material ohne Spuren zu schneiden und der es ermöglicht Clips hinzuzufügen und zu arrangieren wo immer man sie haben möchte, während die anderen Clips augenblicklich zur Seite rücken. Mit verknüpften Clips kann man vorhergehende Story-Clips mit anderen Elementen koppeln, wie etwa Untertitel und Soundeffekte, sodass sie verknüpft bleiben wenn man sie bewegt. Man kann sogar zusammengehörige Elemente der Story in Zusammengesetzte Clips kombinieren, der wie ein einzelner Clip bearbeitet werden kann. Mit der neuen Auditions-Funktion ist es möglich zwischen verschiedenen Clip-Sammlungen zu wechseln, um sofort alternative Aufnahmen vergleichen zu können.

Die automatische Inhaltsanalyse durchsucht die Medien während des Imports und fügt den Inhalten nützliche Informationen hinzu. Final Cut Pro X nutzt diese Daten, um die Clips dynamisch in intelligenten Sammlungen zu organisieren. So können Clips die man sucht anhand von Close-up-Aufnahmen, Medium oder Weitwinkelaufnahmen sowie nach Medienart und der Anzahl von Personen in der Aufnahme gefunden werden. Außerdem kann man Teile von Clips mit sequenzbezogenen Schlagwörtern versehen um den Daten benutzerdefinierte Suchkriterien hinzuzufügen.

Klingt gut und die 64-Bit-Architektur war auch notwendig. Aber für treue FCP-Kunden war die Veröffentlichung ein Rückschritt. Es ist ein besseres iMovie geworden. Auf den ersten Blick fehlen: Anzeige: Timecodes, Monitoring, Kompatibilität zu älteren Projekten, Formate, Editier-, und Beschriftungsmöglichkeiten, Medienorganisation. Apple gelobt durch ein Update Besserung und verweist auf Drittanbieter. Mich würde vor allem die Medienorganisation ärgern, da ich für verschiedene Kunden arbeite und nicht alle Daten dort ablegen will, ob FCP es tut. Da war der Vorgänger FCP 7 deutlich kundenfreundlicher.

Die User laufen Sturm, trotzdem dass die Software nur 240 Euro kostet. Vergleichbare Produkte bei Adobe und Avid sind im vierstelligen Bereich zu finden. Und die Mitbewerber reagieren: Adobe Systems hat ein spezielles Upgrade-Programm für Videoprofis angekündigt, das ihnen einen einfachen und kosteneffizienten Umstieg auf Adobe Werkzeuge zur Filmbearbeitung in Adobe Premiere Pro CS5.5 und Adobe Creative Suite 5.5 Production Premium ermöglicht. Anwender, die Produkte von Apple Final Cut Pro oder Avid Media Composer erworben haben und auf Adobe Software umsteigen möchten, erhalten bei einem Wechsel 50 Prozent Preisnachlass auf Premiere Pro CS5.5 oder Production Premium CS5.5. Wer das nützen will, bekommt hier die Infos.

Wie gesagt, ich habe die neue Software nicht getestet. Ich schau es mir auf einigen Roadshows an. Den Anfang macht Comline: Apple Solution Experts, Apple Distributor ComLine und weitere Partner präsentieren neue Features für den digitalen Video-Workflow live vor Ort. Professionelle Anwender wie Kameraleute und Mitarbeiter von Fernsehstudios und Agenturen sowie ambitionierte Hobbyisten haben an sieben Stationen Gelegenheit, Final Cut Pro X kennenzulernen und auszuprobieren. Neben der neuen Videoschnittsoftware von Apple werden auch Lösungen von AJA, Promise, Panasonic, Wacom, Gefen, Sonnet, Contour und LogicKeyboard vorgestellt. In den kostenlosen vierstündigen Veranstaltungen zeigen Profis, wie man die neuen Versionen zeit- und ressourcensparend einsetzen kann. Beginn ist jeweils um 14 Uhr.  Die Termine sind 11. Juli Stuttgart, 13. Juli Köln, 15. Juli Frankfurt, 18. Juli Wien, 20. Juli München, 22. Juli Berlin und 25. Juli Hamburg. Infos gibt es hier.

Dann entscheide ich, ob ich bei FCP bleibe oder ob die Software Geschichte für mich ist.

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4 Antworten to “Unruhe um Final Cut Pro X”

  1. Avatar von Martin Goldmann Martin Goldmann Says:

    Du kannst die Daten unterschiedlicher Kunden nach wie vor in Extra-Ordnern für die Kunden lagern. FCPX legt dann – wenn Du es magst eine Verknüpfung zu den Rohdaten an.
    Das Projekt selbst allerdings speichert FCPX nicht an dieser Stelle. Für mich ist das so akzeptabel, aber ich kann verstehen, wenn das nicht jedem taugt, vor allem, wenn man wirklich alle Daten komplett auseinander halten möchte. Da sollte Apple noch nachbessern.
    Die Performance ist übrigens trotz 64 Bit nicht schneller – zumindest nicht während des Videoschnitts. Beim Rendern habe ich keine Zeiten gestoppt.
    Wenn Du mal in Nürnberg oder Fürth bist, komm gerne vorbei, dann können wir gemeinsam tiefer in FCPX hineinblicken 🙂

  2. Avatar von Thomas Papadhimas Thomas Papadhimas Says:

    Super, ich habe mich gerade angemeldet. Danke für den Tipp!

  3. Avatar von Nikolaus Netzer Nikolaus Netzer Says:

    Ich hab’s gleich bei Veröffentlichung geladen und muss sagen dass die Aufregung berechtigte und unberechtigte Seiten hat. Zunächst ist die Entfernung des branchenüblichen Workflows aus Zuspieler und Editorfenster überraschend und ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Dann ist es natürlich befremdlich, wenn man als Nutzer beim ersten Programmstart aufgefordert wird, seine iMovie-Ereignisse zu importieren. Was tun, wenn solche nicht existieren? Hier muss die Option der „Selbstverwaltung“ von Medien klarer angezeigt werden und nicht in irgendeiner Voreinstellung deaktiviert werden.
    Der fehlende Import von FCP-Projekten, aus welchen Gründen auch immer, hinterlässt mich sprachlos. Was wäre, wenn Indesign 6 nicht mehr Dokumente der Version 5.5 öffnen könnte? So geht das nicht. Was die fehlende Unterstützung von Drittanbieter-Hardware angeht, merke ich an, das in den letzten 15 Jahren kein Major-Upgrade einer wie auch immer gearteten Videoschnittsoftware über die Bühne ging, ohne dass die Dritthersteller mächtig anpassen mussten. Natürlich auch die Programmhersteller. Ich kann auch die fehlende Tape-Unterstützung nicht ganz nachvollziehen. Studios sind gewachsene Strukturen. Maschinen teuer und rentieren sich daher erst nach vielen, vielen Jahren. Ein Grund warum Strukturänderungen schwerfällig sind.
    Positiv zu vermerken ist das Interface: cool und zeitgemäß, das Auge isst schließlich mit. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist, jedenfalls aus meiner Sicht, sensationell. Platzierte Clips mit Überblendungen spielen in Echtzeit. Farbkorrekturen und andere Späßchen sind intuitiv und schnell gemacht (besser als vorher) Bisher habe ich noch nix rendern sehen. Blend-Modes, Transformationen usw. auch mehrfach überlagerter Clips sind sofort da und spielen ohne Verzögerung ab. Da kann man nun wirklich nicht meckern. Wozu umständlich Spuren anlegen? Du ziehst einen Clip an die gewünschte Position oberhalb der „Timeline“ oder was auch immer das jetzt ist, und schwupp, die Spur ist da! Ich muss insgesamt noch mehr testen um ein klareres Bild zu bekommen, aber ich glaube, dass für FCP/X Anwender (noch) kein Grund zur Panik besteht. FCP dient nach wie vor als Arbeitspferd, während FCX für Interessierte als vielfältige Spielwiese dient.

    Habe mich jedenfalls für die Show in Berlin angemeldet. Vielleicht sehen wir uns.

  4. Avatar von Nikolaus Netzer Nikolaus Netzer Says:

    Matthias, am 20. war in München die Veranstaltung. Ich bin ziemlich gespannt, was Du zu FCPX sagst … 😉

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