Insektenjupp – wir müssen Josef Göhlen für sein Werk dankbar sein

Es gibt Menschen, denen ist meine Mediengeneration zu enormen Dank verpflichtet. Ohne diesen Menschen hätte es Biene Manja, Wickie und die starken Männer, Heidi, die Muppet Show, Captain Future und ähnliche Serien der siebziger Jahre nicht gegeben. Dieser Mensch ist Josef Göhlen, genannt der Insektenjupp.

Mein Kollege Markus Elfert von Filmreport und ich hatten die Chance auf ein Interview mit der am 7. Dezember 1931 geborenen Fernsehlegende. Danke für diese Ehre und die erwiesene Freundlichkeit.

Göhlen prägte das Familienfernsehen einer ganzen Generation, meiner Generation. Er brachte die Augsburger Puppenkiste ins deutsche Fernsehen, schrieb selbst das Stück Bill Bo und seine Kumpanen und revolutionierte das deutsche Kinder- und Jugendfernsehen.

Er befreite es von dem erhobenen Zeigefinger der Pädagogik der siebziger Jahre und brachte uns Kindern die perfekte Fernsehunterhaltung, die uns bis heute geprägt hat. Ohne Göhlen gibt es keine Klassiker der TV-Unterhaltung, die wir Kinder und Jugendliche uns Woche für Woche reingezogen hatten mit den Sprüchen unserer Eltern, doch weiter weg vom heimischen Grundiggerät zu gehen, sonst bekäme man eckige Augen.

Die Lebensgeschichte lässt sich in seiner Autobiografie Man nannte mich Insektenjupp. Die Autobiografie von Film- und Fernsehproduzent Josef Göhlen wunderbar nachlesen. Es ist ein lesenswertes Buch geworden und sollte Pflichtlektüre für alle TV-Schaffenden werden.

Den Spitznamen Insektenjupp bekam er von einem Kollegen, als Göhlen mit der Biene Maja höchst erfolgreich im ZDF war. Kaum eine Schlagerparty bei der das Lied zu vorgerückter Stunde nicht gesungen wird. Die Musik wurde zum musikalischen Volksgut einer ganzen Genration, natürlich in der Version von Karel Gott, obwohl es auch ein paar Folgen mit James Last gab. Ein Buch wie Biene Maja war Familienunterhaltung, nicht die seelenlose 3D-Animationsserie für Kinder, die 2012 verfilmt wurde. Allerdings hätte ein Stoff wie Biene Maja nach dem Buch von Waldemar Bonsels es heute wohl schwer. In verschiedenen Zeitungen veröffentlichte Bonsels antisemitische Artikel und diente sich in opportunistischer Haltung dem Regime an. Nach dem Zweiten Weltkrieg inszenierte sich Bonsels als verbotener Autor und kurzzeitiger Exilant. Den Erfolg seiner Biene tat die Diskussion um die Person Bonsels keinen Abbruch. Ich mag die Figuren aus der Serie, kann mich mit dem Faulen Willy und der besserwisserischen Maus Alexander identifizieren. Die Serie war nicht nur für Kinder, sondern für die ganze Familie. Auch die Erwachsenen wurden von Biene Maja unterhalten.

Die Arbeiten Josef Göhlens haben Fernsehgeschichte geschrieben und sie haben unsere persönliche Mediengeschichte geschrieben. Er verhandelte mit den japanischen und amerikanischen Studios und hatte das richtige Näschen. Er brachte Anime nach Deutschland ohne dass wir wussten, dass es Anime überhaupt gab. Heidi und Co waren für uns Kinder einfach Zeichentrickfilme. Heidi entstand bis 1974 unter der Regie von Isao Takahata beim Studio Zuiyo Enterprise. Takahata war Mitbegründer von Studio Ghibli und vor allem durch seine Arbeiten für dieses Produktionsstudio bekannt.

Aber auch für neuere Serien hatte Göhlen die richtige Nase. So gehen auch die Simpson auf seine Spürnase zurück, obwohl die deutschen TV-Sender hier sehr zwanghaft waren und das Potential der Serie nicht erkannten. Göhlen sollte recht behalten.

Zeitweise arbeite er mit Leo Kirch, um das das Geschäft der Privatsender zu verstehen und lernte Kirch auch persönlich kennen. Ein guter Freund ist auch über die Jahre Christian Bruhn geworden. Der Schöpfer der deutschen Titelmusik von Captain Future, Tim Thaler und mehr hält den Kontakt zu Göhlen über all die Jahre noch immer. Göhlen unterschrieb mir auch ein Captain Future-Foto mit der Unterschrift von Christian Bruhn, das in meinem Arbeitszimmer hängt.

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