Asterix Band 40: „Die weisse Iris“

Ich hatte so meine Zweifel, ob Asterix es wirklich ins 21. Jahrhundert schafft und ob die Faszination durch die erste Zusammenarbeit von Autor Fabrice Caros, genannt Fabcaro, und Zeichner Didier Conrad fortgeführt und funktionieren kann.

Ich bin erleichtert. Nach dem ersten Lesen des neuen 40. Asterix-Bandes Die weisse Iris kann ich getrost vermelden: Die ganze Sache funktioniert und macht Spaß. Und die Asterix-Maschinerie läuft voll an: Der neue Band wird eine Auflage von fünf Millionen Exemplaren haben und in 20 Sprachen übersetzt.
Natürlich ist der Iris-Band nicht mehr mit dem Asterix der Gallier vergleichbar. 1959 hatten die unbequemen Gallier Asterix und Obelix ihren ersten Auftritt und ein Kultur- und Gesellschaftswandel ist eintreten. Das merkt der geneigte Leser bei der Lektüre der weissen Iris sehr deutlich. Im Mittelpunkt der Kritik steht die übertriebene Achtsamkeit, die überall einziehen zu scheint. Hier wird sich gerade der deutsche Leser Wiedererkennen, was sicherlich an der guten Übersetzung von Klaus Jöken liegt.

„Die römischen Truppen sind demotiviert, Cäsar ist ratlos. Da kommt dieser Arzt Visusversus, der ihm verklickert, er könne die Truppen wieder aufrichten“, erklärt Autor Fabcaro. Und zwar mit seiner neuen Achtsamkeitsdenkschule „Die weiße Iris“: weniger Fleisch, mehr Umsicht, Konflikte mit Worten lösen statt mit Backpfeifen.

Statt Wildschein gibt es Gemüse und das gallische Leben wird durcheinandergewirbelt. Das Gendern wird nicht ausgelassen und auch die Gleichberechtigung findet Eingang in Asterix. Es kommt zum Ehekrach zwischen Chef Majestix und seiner Gutemine, weil sie gegen das aufgepresste Rollenschema rebelliert. „Majestix versteht die Welt nicht mehr. Es war doch alles so prima: Er hing mit seinen Freunden ab, trank und aß während Gutemine den Haushalt machte.“ Majestix, die Zeiten ändern sich.

Eine besondere Rolle im Comic spielt der Arzt und Verführer Visusversus, der mit seinem Kult der weißen Iris alles durcheinanderbringt und die Strippen auf sehr intelligente Weise im Hintergrund zieht. Manchmal entpuppt sich der Mann des Friedens doch als Teufel. „Visusversus musste überzeugend sein und verführerisch und er musste Erfahrung haben“, sagt Conrad.

Auch der textliche Stil hat sich bei Asterix Die weiße Iris geändert. Während früher alles auf einen textlichen verbalen Höhepunkt zusteuert und sich entlädt, kommen jetzt die Gags mehr während der laufenden Geschichte als am Schluss. Vielleicht ein wenig Comic-Relief im Comic – ich weiß noch nicht, ob es mir gefällt. Wobei: Ich musste schon auf der ersten Seite herzlich lachen als Cäsar zu Brutus die Bemerkung macht: „Manchmal frage ich mich, auf, wessen Seite du stehst, Brutus, mein Sohn.“

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Eine Antwort to “Asterix Band 40: „Die weisse Iris“”

  1. ripple95 Says:

    Hallo Mathias, Vielen Dank für diese Würdigung. Ich bin nicht ganz einverstandne mit Deine Rezension. Für mich ist der neue Band der direkte Anschluß an die Coscinny Texte. Es machte doch gerade den Witz der alten Hefte aus, dass die Gags laufend eingestreut wurden, eben nicht nur am Ende kamen. Auch die Aufnahme des Zeitgeistes in die Story ist wieder auf altem Niveau. Ich bin begeistert. Erst der würde Igel Nachfolger von „Some Girls“ und nun ein neuer Asterix-Klassiker.

    Liebe Grüße Ralf

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