Ubisoft Motion Capture-Studio in Toronto – warum nicht bei uns?

Die Stage im neuen Ubisoft-Studio.

Die Stage im neuen Ubisoft-Studio.

MoCap ist das Zauberwort derzeit in der Film- und der Gamesbranche. MoCap oder Motion Capture sorgen dafür, dass Filme und Spiele realistischer wirken. Viele Produktionen wären ohne MoCap nicht möglich. Die Darsteller zwängen sich in hautenge Anzüge, überall am Körper werden Rezeptoren angebracht und so werden die Bewegungen der Darsteller in den Computer übertragen. Es entstehen realistische Kämpfe. Mit Avatar zeigte man, dass MoCap auch perfekt mit Gesichtsausdruck funktioniert. Interessant ist allerdings die Frage, wer die Rechte an den 3D-Daten hat? Und was passiert, wenn ein Darsteller stirbt – können dann seine 3D-Daten weiter in Spielfilmen spielen? Ein schönes Feld für Juristen und Gewerkschaftler.

Im Spielebereich wird MoCap schon lange eingesetzt. Die Fifa-Serie wäre nicht möglich, wenn der Spieleprogrammierer nicht die 3D-Daten der Fußballer hätten. Daher setzt die Branche immer mehr auf Realismus. Publisher Ubisoft hat jetzt ein neues Performance-Capture-Studios in Toronto eröffnet. Das Studio soll die Entwicklung von hochwertigen Inhalten für Videospiele unterstützen. Indem es Fachkenntnisse aus der Film- und Spieleindustrie vereint, hilft das Performance-Capture-Studio Ubisoft in Toronto bei der Entwicklung von facettenreicheren Charakteren, umfassenderen Geschichten und realistischen, filmreifen Spielen.

Darsteller in MoCap-Anzügen.

Darsteller in MoCap-Anzügen.

„Wir sind sehr stolz, unser Performance-Capture-Studio in Toronto vorstellen zu dürfen, da wir uns ja erst vor zwei Jahren hier niedergelassen haben,“ sagte Yannis Mallat, CEO von Ubisoft Toronto und Montreal. „Es geht hier nicht nur um die Entstehung einer innovativen Einrichtung, sondern um die Umstellung unserer Art und Weise, Geschichten zu erzählen. Wir setzen einen größeren Fokus auf schauspielerisches Talent und auf die Sicherstellung eines hochqualitativen Performance-Ergebnisses unserer Filmkunst- und Animations-Teams. Das Studio ist auch ein Beleg für unser Vertrauen in das Talent von Ontario, die besten Performance Capture-Ergebnisse in der Spieleindustrie zu liefern.“ Ich bin mal gespannt, ob den markigen Worten auch Taten folgen. Ich möchte mehr Geschichten in Spielen sehen.

Bewegungen werden in den Computer übertragen.

Bewegungen werden in den Computer übertragen.

In Toronto werden Techniken und Technologien genutzt, die momentan von der Filmindustrie eingesetzt werden. Performance-Capture beinhaltet das gleichzeitige Erfassen von Sprache, Gesichts- und Körperbewegungen, die von Schauspielern ausgeführt werden. Die Rahmendaten der neuen Investition sind zumindest eindrucksvoll:

  • Ein 600 Qudratmeter großes Performance-Arial, um umfangreiche Einstellungen zu ermöglichen.
  • 80 Vicon T160 Motion-Capture-Kameras, die eine hochauflösende, genaue und flexible Erfassung von Bewegungen ermöglichen.
  • Schnurlose Helmkameras, die Gesichtszüge genau erfassen und in Echtzeit mit Stimm- und Körperbewegungen synchronisieren.
  • Eine Tonbühne mit einem „Boxen in Boxen“-Design, welches ein hochqualitatives Capturing ermöglicht.
  • Vielseitig einsetzbare Hochlast-Stunt-Balken, die es ermöglichen dynamische und physische Szenen für Spiele zu erfassen.
Ein komplettes Set beim Dreh.

Ein komplettes Set beim Dreh.

Ich frage einfach mal: Warum muss eigentlich so ein Studio in Toronto angesiedelt sein? In Deutschland reden wir immer von der Kreativwirtschaft. Lassen wir doch endlich mal Taten sprechen. Toronto siedelt die großen Hersteller und Firmen der Branche an und wir reden davon. Ich verstehe die Kanadier schon, die stolz auf ihre neue Industrie sind: „Dies ist ein aufregender Tag für Ubisoft und die Spieleindustrie in Ontario, der demonstriert, was wir erreichen können, wenn wir zusammenarbeiten,“ sagt Brad Duguid, Minister of Economic Development and Innovation. „Unsere Regierung ist stolz auf die Ergebnisse, die wir erzielt haben, indem wir diesen Sektor in der Provinz gefördert und dabei geholfen haben, die Wirtschaft zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen.“ Durch die fortlaufenden Investitionen in die Studios in Toronto, Montreal und Quebec hat Ubisoft gezeigt, dass es Kanada als ein wichtiges Zentrum sieht, welches die Entwicklung von virtuellen Produkten antreibt.

Und immer noch mehr Öl gießen die Kanadier ins Feuer und sie machen es richtig. Sie verbinden Games und Uni. Bei uns hat die TU München einen Games-Lehrstuhl eröffnet und die universitäre Welt rümpft die Nase. Ubisoft wird auch zukünftig Zeit und Ressourcen investieren, um die Forschung und Entwicklung von Projekten mit externen Partnern in der Wissenschaft zu unterstützen. Ubisoft Toronto verstärkt sein Engagement und wird sich mit dem Sheridan College und seinen Filmindustrien, sowie seinem Forschungsausbildungs-Zentrum (SIRT) zusammenschließen. Hier sollen Forschungsprojekte im Bereich der virtuellen Produktion identifiziert, definiert und weiterverfolgt werden, um neue Kompetenzlevel zu erreichen. Zusätzlich plant Ubisoft, seine Kompetenzen und Fachkenntnisse zur Verfügung zu stellen, um einen positiven Einfluss auf spielbezogene Ausbildungs- und Studienpläne am Sheridan College auszuüben. Hierbei sollen die Studenten die Möglichkeit haben, direkten Kontakt mit den neusten Hilfsmitteln, Einrichtungen und Technologien zu haben.

 

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Eine Antwort to “Ubisoft Motion Capture-Studio in Toronto – warum nicht bei uns?”

  1. Avatar von Gero Pflüger Gero Pflüger Says:

    Die Politik wie die Wissenschaft in Deutschland glaubt halt noch immer, dass wir »Exportweltmeister« seien (sind wir schon lange nicht mehr) und kennen außer der klassischen Wirtschaft, wo deutsche Produkte von deutschen Ingenieuren gebaut werden, irgendwie nichts. Zumindest ist das mein Eindruck. Maschinenbau, Maschinenbau, ein bisschen Chemie, dann wieder Maschinenbau und das war’s dann auch schon.

    Dass sich »die Wirtschaft« dramatisch verändert hat nimmt Politik wie Wissenschaft noch nicht richtig zur Kenntnis. Glücklicherweise verändert sich das gerade – getrieben durch die Piratenpartei (man mag von ihr halten was man will) verändern sich auch die Strukturen der anderen Parteien. Jüngere, realitätsaffinere Politiker kommen voran, und zwar von links bis rechts. Das ist eine gute Entwicklung, dauert aber zu lange. Ich befürchte, dass Deutschland schon in wenigen Jahren komplett abgehängt ist – von Ländern, die derzeit nicht gerade als unsere Konkurrenz gehandelt werden. Indien und Bangladesh zum Beispiel.

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