CeBit startet und ich bin nicht dabei

Heute beginnt die CeBit und keiner geht hin. Nein, so schlimm ist es nicht. Aber für mich hat die einstmalige Leitmesse der IT-Gemeinde deutlich an Reiz verloren. Natürlich gibt es ein paar Unternehmen, die mich noch interessieren, doch muss ich deshalb den Weg nach Hannover auf mich nehmen? Nein, ich glaube nicht. Die Infos bekomm ich in der Regel über das Netz. Messe heißt heute für mich nicht mehr neue Produkte, sondern Emotionen – und hier hat die Cebit bei mir im Moment nicht viele Chancen.

Das war früher anders. Jahrelang musste ich beruflich nach Hannover pilgern. Jahrelang musste ich zunächst in Kinderbetten als Untermieter schlafen. Jahrelang musste ich mich mit Taxifahren herumärgern, die den Weg nicht kannten, weil sie aus der Region angekarrt wurden. Jahrelang wurde ich auf der CeBit krank, denn die Messehallen waren überhitzt und draußen war es eiskalt und meist regnete es auch noch.

Das ist vorbei – im Moment zumindest. Nix ist doofer als Hann .. hieß es bei uns IT-Journalisten immer. Ganz so schlimm, war es dann doch nicht. CeBit hieß auch immer Kollegen zu treffen und ein auf der einen oder anderen Party zu versumpfen. Ich trieb mich gerne an den Ständen der Taiwanesen herum und ließ mich Lüfter und Netzteile erklären, weil mit unserer damaligen Laborleiterin und Cheftesterin kein Asiate sprach. In der Regel war die CeBit ein wichtiger Termin, um Visitenkarten auszutauschen mit den Worten „Lass uns doch mal telefonieren!“ Wehe dem Kollegen, der seine Visitenkarten zu Hause vergessen hatte.

Richtig schlimm waren im Vorfeld manche lieben Kollegen von den Agenturen, die für ihre Kunden Termine ausmachen mussten. Ich verstehe ja den Druck, aber ein wenig Vorbereitung gehört zum Geschäft. Das Telefonat lief etwa nach folgendem Schema ab – zum Beispiel damals als Chefredakteur der MACup, der ältesten Fachzeitschrift für Mac in Europa: Irgendeine Studentin von der Agentur beauftragt, rief bei uns an.

Agenturstudentin: „Die Firma XY stellt ihr neuestes Applikation für Blabla vor. Sie spart Kosten, der Workflow verbessert sich und ist rundum super. Wollen wir nicht einen Termin für die CeBit vereinbaren?“

Ich: „Das ist ja schön. Unter welchem Betriebssystem läuft das Ganze?“

Agenturstudentin: „Es läuft auf allen gängigen System wie XP, Vista und sogar unter 32 und 64 Bit.“ Wobei das „sogar unter 32 Bit“ besonders betont wurde.

Ich: „Wissen Sie, bei wem Sie gerade anrufen?“

Agenturstudentin: „Ja, bei Ihnen, der MACup.“

Ich: „Wissen Sie, über was wir berichten?“

Agenturstudentin: „Ja über Computer.“

Ich: „MACup beinhaltet welches Betriebssystem?“

Agenturstudentin: „XP?“

Ich zunächst sprachlos, dann „Äh, nein.“

Agenturstudentin: „Nicht? Wie ist es jetzt mit einen Termin?“

Ich bin in der Zwischenzeit vom Stuhl gefallen. „Ach nee, lassen wir das lieber.“

 

 

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Eine Antwort to “CeBit startet und ich bin nicht dabei”

  1. Avatar von Christian Christian Says:

    Du hättest ihr ruhig eine Chance geben können. Immerhin war sie knapp dran und wenn die Lösung sogar 32-Bit unterstützt – was will man mehr? Was die CeBit angeht, kann ich leider nicht mitreden. Aber es hätte mich wahrscheinlich eh abgeschreckt, da es in Hannover stattfindet. Ich kenne die Stadt von anderen Messen – Hannover Messe – und bin jedesmal von der Dreistigkeit ihrer Einwohner erstaunt. Da werden Bruchbuden als Hotel angepriesen und die Übernachtungspreise sind einfach nur eine Frechheit. Nicht nur deshalb geht wahrscheinlich keiner einfach mal so auf die CeBit. Und wenn mal wirkllich mal Jemanden von Firma XY treffen möchte, kann man ja immer noch die Agenturen anrufen. Die freuen sich bestimmt.

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