Bedingt abwehrbereit im Jahre 2010

Als Medienmacher haben wir uns ganz schön blamiert. So meine Meinung, wenn ich mir die Diskussionen um Wikileaks ansehe. Dabei geht es mir nicht darum, ob Julian Assange schuldig ist oder nicht. Wir als Medien sind schuldig, weil wir uns ausgeruht haben, weil wir noch zu fett sind – so schlimm kann unsere Krise gar nicht sein.

Ich bin unter anderem in diesen Beruf gegangen, weil ich fasziniert war von Carl Bernstein und Bob Woodward, den Watergate-Aufdeckern. Ich habe alles verschlungen, was ich darüber lesen konnte und welche Rolle die Tageszeitungen gespielt haben. Viel wurde von Zeitungen in den vergangenen Jahren aufgedeckt: Erinnern wir uns nur an das Veröffentlichen der Pentagon-Papiere oder wie der Spiegel die Flick-Affäre oder den Barschel-Skandal publiziert hatte. Ach ja, da gab es auch noch die Spiegel-Affäre und der Artikel „Bedingt abwehrbereit“. Strauß ging gegen Augstein vor, die Mächtigen gegen die Medien.

Und heute? Da müssen sich die hochgerüsteten, vernetzten Medienkonzerne von einer Horde von Aktivisten vorführen lassen. „Liebe Print-Journalisten, diese Art von Storys aufzudecken ist euer Job!“ Da gründet Assange eine Plattform im Netz und veröffentlicht brisantes Material. Und die klassischen Massenmedien schauen zu, springen auf den Zug auf. Aber wo ist bitte eure investigative Leistung? Warum schicken wir euch auf ruhmreiche Journalistenschulen? Warum üben wir den Unterschied zwischen kommentierender und meinungsbildender Form? Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen – aufgewacht. Bitte nicht nur wichtig auf Konferenzen herumhängen und den Niedergang der Branche beklagen, sondern Aktion ist gefragt. Nicht zum 1000 Mal in der dpa-Meldung wichtig herumredigieren, sondern „geht raus und spielt Fußball“, wie der Trainer sagen würde. Wir sind zu lange in den Redaktionen mit Meetings und Konferenzen beschäftigt. Wir sollten mehr raus, mehr ran an die Quellen.

 

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Eine Antwort to “Bedingt abwehrbereit im Jahre 2010”

  1. Avatar von Reinhard kremmling Reinhard kremmling Says:

    gut gebrüllt Löwe, doch hier ist auch vor der eigenen Tür zur fegen angebracht. Wie wäre es einmal gründlich zu recherchieren, ob an dem immer wieder auftauchenden Gerücht etwas dran ist, dass es in der friseurbranche Lieferanten gibt die Siencetologie mehr als nahe stehen…,
    oder wo die ehem. Manager von trad. Haarkosmetikfirmen inzwischen ihr Geld verdienen und welch hohe Abfindungssummen da so geflossen sind. Mach treuer, rechtschaffenere Friseur würde dann sein Einkaufsverhalten überdenken!

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