Heißenturm in Schrobenhausen – Dienstbotenkrankenanstalt der alten Zeit

Der Heißenturm in Schrobenhausen.

Der Heißenturm in Schrobenhausen.

Freunde von mir sind in der Mittelalterszene unterwegs und haben mir den tollen Soundtrack zum Der Medicus von Ingo Ludwig Frenzel ans Herz gelegt. Ich fand den Film zwar unlogisch und dennoch hat er mir Spaß gemacht. Die medizinische Versorgung in den dunklen Zeiten war grauenhaft. im medizinischen Bereich konnten wir viel von der Hochkultur der Arabern lernen.

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Aber das Wissen um Krankenpflege hat lange gebraucht, bis es sich bei uns verbreitet. Ich war bei einem Besuch in der Spargelstadt Schrobenhausen entsetzt, wie lange wir eigentlich medizinisch im Mittelalter waren. Das dunkle Zeitalter zog sich in Schrobenhausen bis in die Neuzeit hin.
Bei einem Besuch in Schrobenhausen sah ich mir den so genannten Heißenturm an. Die Stadt hat eine hervorragende Beschilderung für Touristen. Ich erfuhr, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Stadt Schrobenhausen noch immer kein Krankenhaus besaß. Die Kranken mussten zu Hause versorgt werden. Für kranke Dienstboten, Handwerksgesellen oder Lehrbuben, die die Möglichkeit der häuslichen Pflege nicht hatten, richtete die Stadtgemeinde Schrobenhausen im Jahre 1819 einen Stadtturm als Krankenlager her. Dieser Turm heißt heute noch Heißenturm und befindet sich in der Nähe des heutigen Busbahnhofs.

Insgesamt sechs Kranke konnten in den vier beheizten Turmräumen des Heißenturms untergebracht werden. Versorgt wurden diese Kranken vom einem Landgerichtsarzt. Allerdings waren diese Räume zu eng und die sanitären Verhältnisse katastrophal. Bereits 1825, so die Stadtchronik, klagte der städtische Krankenverwalter über „unzumutbare Zustände der Dienstbotenkrankenanstalt“. Eine Art Krankenpfleger wurde nur tageweise angestellt und kümmerte sich zudem nicht ordnungsgemäß um seine Patienten. Vielleicht waren die Krankenpfleger von damals genauso überlastet und unterbezahlt wie heutige Krankenpflege – eine Schande ist das. Es gab keine medizinischen Geräte oder Bettwäsche. Es fehlte an Baderäume, damals Badezuber genannt. Kranke wurden sogar abgewiesen. Als 1841 eine Schafpockenepidemie Schrobenhausen erreichte, nahm die Zahl der Erkrankten massiv zu. Der Heißenturm konnte die Patienten nicht mehr fassen. Die medizinischen Zustände waren katastrophal. Die Anzahl der Räume wurden zudem verringert, Kranke mussten auf den zügigen Gängen des Turms schlafen.

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In örtlichen Waisenhaus im Tal wurde ein provisorisches Krankenhaus eingerichtet. Erst im Jahre 1846 wurde durch Spenden der Bürger das erste richtige Krankenhaus in Schrobenhausen berichtet. Heute besitzt Schrobenhausen natürlich im modernes Krankenhaus.

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