La Palma – Ein Ort, an dem Geschmack zu Erinnerung wird

Das La Palma in Fürth fühlt sich an wie ein leiser Zeitsprung: Man tritt von der Karlstraße aus ein und findet sich in einem Raum wieder, in dem gedämpftes Stimmengewirr, sanftes Licht und der Duft von Meer und Kräutern eine eigene kleine Welt bilden. Nichts hier wirkt laut oder aufgesetzt, alles scheint mit einer stillen Sorgfalt arrangiert – von den weißen Tischdecken bis zu den Gläsern, in denen das Licht schimmert. Wenn ich in Fürth Station mache, dann kehre ich gerne bei Familie Minneci im La Palma ein. Ich war im Oktober dort und jetzt vor Weihnachten wieder.

Herzlich werde ich von Gianni Minneci begrüßt. Wichtig ist, unbedingt reservieren. Gianni Minneci kam im Jahr 1973 aus dem kleinen sizilianischen Dorf Castellana Sicula über die Alpen nach Deutschland. Wie viele begann auch er in der Gastronomie ganz unten – als Tellerwäscher. Doch schon bald entdeckte er seine große Leidenschaft für diesen Beruf. Mit Fleiß, Hingabe und viel Herz arbeitete er sich innerhalb weniger Jahre Schritt für Schritt nach oben, vom Tellerwäscher über den Koch bis hin zum Kellner.

Nach mehreren erfolgreichen Jahren voller Erfahrung reifte schließlich der Entschluss, den Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen und ein eigenes Restaurant zu eröffnen. 1984 wurde dieser Traum Wirklichkeit: In Fürth entstand das Ristorante La Palma als echtes Familienunternehmen. An Giannis Seite standen sein ältester Sohn sowie dessen sechs Geschwister, die ihm von Italien nach Deutschland gefolgt waren. Von Beginn an war auch seine Frau Maria Minneci mit ganzer Leidenschaft dabei und sorgt bis heute mit großer Sorgfalt für die Frische und Qualität der zubereiteten Speisen.

Vorspeisen mit leiser Opulenz
Der Abend beginnt oft mit einem Teller, der mehr erzählt als jede Speisekarte: dünn aufgeschnittenes Vitello Tonnato, das so zart ist, dass es unter der Gabel fast nachgibt, und eine Thunfischcreme, die nach Meer schmeckt, ohne jemals aufdringlich zu sein. Daneben ein Teller mit gratinierten Jakobsmuscheln, die in einer Sauce aus Steinpilzen baden – ein kleiner Moment von Luxus, der sich anfühlt, als würde man kurz den Alltag abstreifen. Ich wählte dieses Mal Scampetti all’aglio.

Pasta als Herzenssache
Wenn im La Palma Pasta serviert wird, wirkt es, als sei jedes Gericht ein Versprechen: Tagliatelle mit Kalbsragout, deren Duft nach langsam geschmortem Fleisch und tomatiger Wärme schon auf halbem Weg zum Tisch berührt. Paccheri, die sich mit einer leuchtenden San-Marzano-Tomatensauce, Mozzarella und Basilikum verbinden – jede Gabel ein kleines, sanftes Feuerwerk aus Süße, Säure und Kräuterfrische. Und dann die Tagliolini mit schwarzem Trüffel, ein leiser, erdiger Luxus, der lange im Gedächtnis bleibt.

Die Nähe zum Meer
Die Küche des La Palma trägt immer ein Stück Meer in sich: Spaghetti allo Scoglio mit Meeresfrüchten, bei denen Muscheln, Garnelen und Calamari nicht spektakulär, sondern selbstverständlich wirken – wie ein vertrauter Gruß aus der Ferne.

Fischgerichte wie Kabeljaufilet auf Fenchel in Safransauce oder Seeteufel in Tomatenkräutersauce bringen diese mediterrane Ruhe an den Tisch; man schmeckt die Balance aus Klarheit und Fülle in jedem Bissen. Ich wählte dieses Mal aber die Barbarie-Entenbrust auf Balsamico-Essig-Sauce, Bohnen und Rosmarin Kartoffeln.

Süßer Ausklang
Am Ende eines Abends im La Palma steht oft ein Dessert, das mehr ist als nur ein letzter Gang: eine samtige Panna Cotta mit Erdbeeren, die auf der Zunge fast verschwindet, oder ein Semifreddo al Pistacchio, das mit seiner nussigen Kühle wie ein leiser Abschiedsgruß aus Italien wirkt. Dazu ein Espresso, dunkel, dicht, mit einer feinen Bitterkeit – und plötzlich versteht man, warum so viele Gäste dieses Restaurant nicht einfach besuchen, sondern immer wieder dorthin zurückkehren.

Da ich nicht unbedingt der Freund der süßen Nachspeise bin, wählte ich Formaggio Misto (Käseteller) mit Gorgonzola, Provolone, Bel Paese und Parmigiano.

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