Estland (6): Die KGB Folterkeller in Tallinn

„In Tallinn steht das höchste Gebäude Estlands. Da kann man sogar vom Keller bis nach Sibirien schauen.“ Diesen Spruch hab ich gehört als ich vor dem Gebäude der Pagari-Straße 1 in der estnischen Hauptstadt Tallinn stand. Hier befand sich das ehemalige KGB-Gebäude des sowjetischen Geheimdienstes.

Menschen, die sich gegen die sowjetischen Okkupationen auflehnten, wurden verhaftet und zum Verhören hierher gebracht. Viele wurden später in Arbeitslager nach Sibirien deportiert oder hingerichtet. Bei einer Stadtführung bin ich an diesem schlimmen Platz vorbeigekommen und gedachte kurz den Opfern.

Düsterer Ort
Das KGB-Gebäude in Tallinn ist daher ein historisch bedeutender und düsterer Ort, der eng mit den beiden sowjetischen Besatzungen Estlands verbunden ist. Im Keller befanden sich die berüchtigtsten Zellen des Untersuchungsgefängnis. Die Fenster wurden zugemauert, um die Hilferufe der Gefangenen zu dämmen. Während den sowjetischen Besatzungen Estlands wurde das Gebäude als Hauptquartier des Geheimdienstes genutzt. Es war berüchtigt für Verhöre, Folter und Inhaftierungen politischer Gegner und anderer Personen, die des “Anti-Sowjetismus” verdächtigt wurden.

Symbol der Unterdrückung
Das Gebäude steht heute als Symbol der Unterdrückung und erinnert an die Repressionen während der Sowjetzeit in Estland (1940–1941 und 1944–1991).

Das Gebäude in der Pagari-Straße 1 hat eine wechselvolle Geschichte. Ursprünglich 1912 als Wohnhaus erbaut, diente es später als Sitz der provisorischen Regierung der Republik Estland, von wo aus der Freiheitskrieg geführt wurde. Bis 1940 beherbergte es das estnische Kriegsministerium. Während der sowjetischen Besatzung wurden in den Kellerräumen des Gebäudes estnische Politiker, Staatsbeamte, Intellektuelle, Veteranen des Freiheitskrieges und andere Personen inhaftiert, verhört und oft zu Gefängnisstrafen oder dem Tod verurteilt.

Die Kellerräume mit zwei Gängen, sechs Zellen und einer Arrestkammer sind heute der Öffentlichkeit zugänglich und dienen als Erinnerungsort, der die Ereignisse dieser Zeit dokumentiert. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands im Jahr 1991 wurde das Gebäude von der estnischen Polizei genutzt, bevor es schließlich wieder in ein Wohnhaus umgewandelt wurde.

Museum über Okkupationen
Wer sich für das Thema interessiert, sollte unbedingt auch das Museum über Okkupationen, Widerstand, Wiederherstellung der Unabhängigkeit und Freiheit ansehen. Anhand von Artefakten, persönlichen Schicksalen werden Fragen zu den Wendepunkten der estnischen nationalen Geschichte aufgezeigt. Deutsche und sowjetische Besatzung spielen hier eine große Rolle. Bedrückend empfand ich persönlich den Nachbau eines Eisenbahnwagons. 40 Gefangene wurden hier hineingepresst auf den Weg nach Sibirien, wobei viele beim Transport starben.

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