Filmkritik: daddio – eine Nacht in New York

Taxis sind heilige Orte des Kinos. Es gibt großartige Taxi-Filme, man denke nur an Night on Earth von Jim Jarmusch mit einem grandiosen Armin Müller Stahl oder an Collateral von Michael Mann mit Tom Cruise als eiskalter Killer oder für manche witzig, die französische Taxi-Reihe. Auch Deutschland hat mit einen unterhaltsamen Film 791 km von Tobi Baumann etwas zu bieten. In Taxis werden Geschichten erzählt und nun kommt mit daddio – eine Nacht in New York eine weitere interessante Taxi-Geschichte hinzu.

Der Film ist ein Kammerspiel zwischen Dakota Johnson als Fahrgast und Sean Penn als Taxifahrer, also großes Schauspielerkino, von Christy Hall in Szene gesetzt. Hall entwickelt die Geschichte schön und greift zu Beginn Dialoge auf, die vielleicht jeder schon einmal im Taxi geführt hat.

Zunächst geht es um Karte oder Bargeld, die Zukunft des Taxi-Gewerbes mit der Uber-Konkurrenz, die leidige Trinkgeldfrage und auch das Handtieren mit dem Mobiltelefon. Clark, so heißt unser Taxifahrer, ist ein Relikt der Menschlichkeit, der eine Pflanze in seinem Taxi pflegt.

Aus dem Roadmovie durch das nächtliche New York wird ein Stand-Movie. Der Verkehr steht durch einen Unfall. Das Taxi wird zum Beichtstuhl, zur Coach des Psychiaters. Die Gespräche zwischen Fahrer und Gast werden intensiver, persönlicher. Das ewige Thema Mann und Frau, aber es kommt noch über einen Chat mit iMessage eine dritte Person hinzu. Wir sehen sie nicht, lesen aber ihre Texte. Es wird Dirty Talk, Austausch von Dick Pics und Brüste-Fotos. Es zeigt sich, dass die weibliche Passagierin ein Verhältnis mit einem verheirateten älteren Mann hat, den sie sogar Daddy nennt. Es stellt sich die Frage, warum die attraktive Frau den Ehebruch begeht, warum sie sich zu einem älteren Mann hingezogen fühlt. Die Frau will ihre Netze auswerfen, will ihre Attraktivität ausspielen, verliebt sich aber in den Senior, der sie bezirzest, umgarnt, aber doch nur ihren Körper als Objekt will. Für mich war der Film eine schöne Abwechslung vom hektischen Blockbusterkino.

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