Ivan Thieme im Lucky Punch Comedy Club München

Nach unzähligen Aufrufen in YouTube und Instagram nun zum zweiten Mal live und in Farbe konnte ich Standup-Comedian Ivan Thieme genießen. Dieses Mal nicht bei unlängst in Berlin, sondern in München im Lucky Punch Comedy Club im Kulturareal Fat Cat im ehemaligen Gasteig. Die Idee eines Comedy Clubs in München finde ich super und wir müssen Michael Mittermeier dankbar sein, dass er in die Einöde Bayern so etwas initiiert hat.

Max Osswald, rockte das Vorprogramm, nachdem er zuvor die Türen des Comedy Clubs aufgesperrt und Karten abgerissen hatte. Der 1992 geborene Autor und Comedian kokettierte mit dem Thema Alter, nachdem er die 30 überschritten hatte. Das Publikum war zumeist jung, Mitte zwanzig und amüsierte sich köstlich. Als Mitte Fünfzigerjähriger dachte ich mir nur, komm du mal in mein Alter und lachte mit. Er ging wunderbar auf alte Säcke-Sprüche ein und ich erkannte mich wieder. Max Osswald, du bist ein großartiger Beobachter deiner Umgebung und ich sehe viel Talent in diesem jungen Mann.

Mit Ivan Thieme kam dann der Hauptakt an die Reihe. Ich hatte ihn in Berlin zusammen mit meiner Gattin gesehen und wollte ihn in meiner Geburtsstadt München auch die Ehre erweisen. Der gebürtige Ukrainer kam mit sieben Jahren nach Deutschland und wurde ein wunderbarer Wortakrobat. Er spricht über die kleinen und großen Dinge des Lebens aus persönlicher Sicht, vor allem beim Thema Öffis (ÖPNV) konnte sich seine Gedanken nachempfinden. Der engagierte Baseketball erzählte von seinen Schwierigkeiten der Kontaktaufnahme mit dem weiblichen Geschlecht, was man sich bei diesem Mundwerk nur schwer vorstellen kann. Natürlich auch immer köstlich der Dialog mit dem Publikum. Ernster wurde es als im Carl Amery-Saal in der ersten Reihe am Rand eine junge Frau saß, die Thieme zugleich ansprach. Sie stellte sich als Ukrainerin heraus, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen war. Hier hätte bei den ernsten Situation die Stimmung kippen können, doch sie verständigten sich auf Ukrainisch und Thieme gelang es, den Bogen herumzureißen und die Stimmung zu retten.

Als hervorragender Improvisator erwies sich Ivan Thieme nach der Pause. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen gelang es Max Osswald, der auch noch für die Technik zuständig war, das Bühnenlicht nicht anzuschalten. Die Bühne mit Thieme blieb für einige Minuten dunkel, das Saallicht war aus und nur das Logo von Lucky Punch Comedy Club leuchtete in Neonfarben. Schöne Atmosphäre, die Thieme aber nicht aus seinem Konzept riss. Er verließ sein vorgegebenes Programm und improvisierte mit uns Zuschauern. Irgendwann sagte er auch: Ich genieße es, von mir aus könnte es im ganzen zweiten Teil dunkel bleiben. Doch Max Osswald bekam das Licht wieder in den Griff und Thieme machte mit dem vorgegeben Solo-Programm weiter. Die anwesenden 60 Zuschauer quittierten die Show von Osswald und Thieme mit großem Applaus.

Noch ein Wort zum Lucky Punch Comedy Club. Es ist wichtig, dass es so eine Einrichtung gibt und fast täglich bespielt wird. Ein Highlight im Gasteig, der derzeit renoviert wird. Der ehemalige Kulturpalast ist leer, dunkel und verlassen. Da wirkt die rote Beleuchtung des Lucky Punch Comedy Clubs wie ein Zufluchtsort. Aber München ist nicht Berlin. Während man in der Hauptstadt in den Keller steigt, von Feuerpolizei will ich gar nicht reden, steigt man in München auf Metalltreppen in den ersten Stock. Während in Berlin ein tätowierter bärtiger Typ die Karten abreißt, steht beim Gasteig ein städtischer Beamter in Uniform da, der einen den Weg in den Carl Amery Saal weist, der einstmals für Filmvorführungen genutzt wurde. München ist halt nicht Berlin und das ist auch gut so. Und ich freu mich, dass die bayerischen Comedian-Szene hier eine gewisse Heimat gefunden hat.

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